“Die Dia­gno­se PCO bekam ich mit 24 Jah­ren. Jetzt bin ich 35 und schwan­ger”.

PCO Kinderwunsch

In der Rei­he Kin­der­wunsch Unplug­ged führt Weg­wei­ser Kin­der­wunsch Inter­views mit Frau­en und Män­nern, die vom uner­füll­ten Kin­der­wunsch betrof­fen sind. Hier hier wer­den The­men ange­spro­chen, die meis­tens tabu sind. Du bist auf dei­nem Kin­der­wunsch-Weg mit allen sei­nen Sor­gen, Ängs­ten und Nöten nicht allei­ne. 


Heu­te im Inter­view: wuki­ki­wu (Insta­gram-Name), 35 Jah­re, PCO, 1 ICSI, schwan­ger mit Zwil­lin­gen

Bereits mit 24 Jah­ren hat wuki­ki­wu (Link Insta­gram) von ihrem PCO-Syn­drom erfah­ren und gewusst, dass es nicht ein­fach wird, Kin­der zu bekom­men. Sie hat­te sich inner­lich bereits auf ein Leben ohne Kin­der ein­ge­stellt. Aber oft kommt es im Leben anders als man denkt. Und das ist in die­sem Fall auch gut so.

[Die­ser Blog­ar­ti­kel könn­te dich auch inter­es­sie­ren: Schwan­ger wer­den mit PCO-Syn­drom?!]

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Wer bist Du? Erzäh­le uns ein wenig über dich selbst.

wuki­ki­wu:

Ich bin 35, wit­zig, kul­tur­in­ter­es­siert – mit einer Vor­lie­be für moder­nes Thea­ter – hoff­nungs­los roman­tisch und über­zeug­ter Ham­burg-Fan – wo ich inzwi­schen auch lebe. Beruf­lich bin ich in der Kom­mu­ni­ka­ti­on unter­wegs.

… und ich bin dank einer künst­li­chen Befruch­tung schwan­ger mit Zwil­lin­gen – unse­re zwei Jungs kom­men im Okto­ber auf die Welt.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Was hast Du auf Dei­nem Kin­der­wunsch-Weg alles erlebt?

wuki­ki­wu:

Die Dia­gno­se PCO-Syn­drom bekam ich mit 24 Jah­ren.

Damals war ich mit­ten im Stu­di­um und gera­de wie­der Sin­gle. Seit der Puber­tät hat­te ich wegen Haut­pro­ble­men die Pil­le genom­men und woll­te nun erst­mals tes­ten, wie mei­ne Haut sich ohne zusätz­li­che Hor­mo­ne ent­wi­ckelt. Lei­der stell­te sich die Akne wie­der ein und die Peri­ode blieb aus – nach eini­gen Mona­ten ging ich zum Frau­en­arzt. Mei­ne Mut­ter sag­te mir damals, dass Sie das Stein-Leven­thal-Syn­drom habe und ich mal danach fra­gen sol­le – so nann­te man PCOS zu ihrer Zeit.

Der Ultra­schall brach­te schnell die Bestä­ti­gung: mei­ne Eier­stö­cke waren vol­ler Zys­ten.

Mein Arzt sag­te mir damals, dass die Behand­lung, solan­ge kein Kin­der­wunsch besteht, pro­blem­los sei, ich sol­le ein­fach wei­ter­hin die Pil­le neh­men. Wenn ich spä­ter mal Kin­der wol­le, müs­se ich ver­mut­lich eine Hor­mon­be­hand­lung machen – es sei aber nicht aus­sichts­los. Die­se zwei so ein­fa­chen und harm­los klin­gen­den Sät­ze war­fen mich völ­lig aus der Bahn. Ich war geschockt von der Dia­gno­se und such­te zur Bestä­ti­gung noch einen zwei­ten Arzt auf, der zum glei­chen Ergeb­nis kam. Ein Kind zu bekom­men, hat­te ich zum dama­li­gen Zeit­punkt zwar nicht auf dem Zet­tel, aber in fer­ner Zukunft, sah ich mich immer mit Mann und Kin­dern.

Jetzt geriet die­ses Bild plötz­lich ins Wan­ken. Ich war damals nicht gera­de eine sta­bi­le und selbst­be­wuss­te Per­sön­lich­keit, ich hader­te mit mei­nem Stu­di­um und hat­te gro­ße Zukunfts­ängs­te. Eine Kar­rie­re­frau woll­te ich zwar gern sein, hat­te aber das Gefühl, dafür das Fal­sche stu­diert zu haben und zu wenig Ehr­geiz zu besit­zen – ich sah nur mei­ne Defi­zi­te, nicht mei­ne Stär­ken. Dass nun auch mein Kör­per nicht so funk­tio­nier­te, wie der einer „nor­ma­len“ Frau, stürz­te mich in eine erns­te Kri­se, die ich nur mit psy­cho­the­ra­peu­ti­scher Hil­fe bewäl­ti­gen konn­te. Es war ein har­tes Stück Arbeit, zu der selbst­be­wuss­ten und star­ken Frau zu wer­den, die ich heu­te bin.

Ich bau­te für mich ein neu­es Welt­bild, eine wun­der­ba­re, erfüll­te Zukunft ohne Babys.

Ich lern­te, dass allei­ne sein nicht bedeu­tet, ein­sam zu sein. Ich freun­de­te mich mit dem Gedan­ken an, nur auf mich selbst gestellt zu sein. Ich setz­te mich zum ers­ten Mal ganz ego­is­tisch nur mit mir selbst aus­ein­an­der – ich defi­nier­te mich neu, ver­such­te her­aus­zu­fin­den, was mir wirk­lich gefällt, wer ich bin, was mei­ne eige­nen Wer­te und Idea­le sind. Ich wur­de unab­hän­gig im bes­ten Sin­ne: für mein Glück brau­che ich nur mich selbst, es ist nicht abhän­gig von ande­ren Men­schen.

Der Mann, der als nächs­tes in mein Leben trat, hielt – Über­ra­schung! – von Kin­dern gar nichts. Mit die­sem Part­ner kipp­te ich ins ande­re Extrem: Ehe und Fami­lie waren für mich eine Flucht der gewöhn­li­chen Leu­te, die kei­ne eige­nen Inter­es­sen haben und somit lang­wei­lig und unin­ter­es­sant sind. Kin­der emp­fand ich als stö­rend und ner­vig. Ich schrieb Thea­ter­stü­cke, wir zogen nach Ber­lin, ich umgab mich mit intel­lek­tu­el­len, kunst­in­ter­es­sier­ten Ein­zel­gän­gern. Ich ver­wirk­lich­te mich krea­tiv, näh­te mei­ne eige­ne Klei­dung, besuch­te New­co­mer-Kon­zer­te, unzäh­li­ge Aus­stel­lun­gen, Under­ground-Per­for­man­ces, schärf­te mei­ne Vor­lie­be für moder­nes Thea­ter und arbei­te­te beruf­lich mit der poli­ti­schen High-Socie­ty.

Ich dach­te, ich bräuch­te nie­man­den und mach­te mich par­al­lel iro­ni­scher­wei­se emo­tio­nal immer abhän­gi­ger von einem nar­ziss­ti­schen Part­ner – wir ver­lo­ren immer mehr die Augen­hö­he in unse­rer Bezie­hung. Ich wur­de nach außen eine stär­ke­re und inter­es­san­te­re Per­sön­lich­keit, gleich­zei­tig zer­brach ich inner­lich an sei­ner Unzu­gäng­lich­keit und sei­nem Ego­is­mus. Um uns zu ret­ten, zogen wir nach Ham­burg, ein ver­zwei­fel­ter Ver­such, etwas zu kit­ten, was längst kaputt war. Ich trenn­te mich, was äußerst schmerz­haft für mich war und eben­falls nur mit psy­cho­lo­gi­scher Unter­stüt­zung gelang. Nach der Tren­nung brauch­te ich eini­ge Zeit wie­der zu mir selbst zu fin­den, das Hand­werks­zeug dafür hat­te ich ja gelernt. Die Erkennt­nis, dass ich es in den letz­ten Jah­ren nicht genutzt hat­te, obwohl ich vom Gegen­teil über­zeugt gewe­sen war, war äußerst bit­ter.

Ich mach­te mich auf die Suche nach einem neu­en Part­ner und hat­te bereits resi­gniert, als ich den Herz­mann letzt­lich doch noch traf.

Und plötz­lich war alles rich­tig, die losen Enden in mir fan­den zuein­an­der und die Bau­stei­ne mei­nes inne­ren emo­tio­na­len Durch­ein­an­ders pur­zel­ten wie von selbst an ihren Platz. Ich war merk­wür­dig geer­det und sor­tiert mit ihm an mei­ner Sei­te. Zum ers­ten Mal in mei­nem Leben mach­te ich die Erfah­rung, wie man auf Augen­hö­he liebt und geliebt wird – ohne sich selbst auf­zu­ge­ben, ein­fach nur, weil man genau­so ist, wie man ist. Ich sag­te ihm gleich ganz zu Beginn, dass ich eine Hor­mon­stö­rung habe, die es schwie­rig, viel­leicht unmög­lich macht, Kin­der zu bekom­men. Ich moch­te ihn, ich woll­te mit offe­nen Kar­ten spie­len. Er soll­te noch recht­zei­tig absprin­gen kön­nen. Er blieb.

Ich war wahn­sin­nig erleich­tert und ver­lieb­te mich noch mehr. Ich wuss­te, mit die­sem Mann an mei­ner Sei­te kann ich alles schaf­fen. Statt mich wie in der letz­ten Bezie­hung selbst zu ver­lie­ren und für den ande­ren auf­zu­ge­ben, wur­de ich nun immer mehr ich selbst. Nach einem hal­ben Jahr zog ich zu ihm. Nach ein­ein­halb Jah­ren spra­chen wir zum ers­ten Mal über Kin­der. Ich fühl­te mich nicht bereit. Zu lan­ge hat­te ich das The­ma aus­ge­blen­det. Ich hat­te Angst vor den Wun­den, die es auf­rei­ßen könn­te. Ich woll­te mich dar­auf nicht ein­las­sen. Ich woll­te den Mann, ich woll­te, dass er mich will und zwar egal, ob mit oder ohne Kind. Ich woll­te ein Ver­spre­chen, eine Hoch­zeit. Lang­sam und äußerst sen­si­bel blät­ter­te der Herz­mann auf sei­ne sach­li­che Art mit ratio­na­len Argu­men­ten nach und nach eine Schicht nach der ande­ren mei­ner Ängs­te von mir ab und mein reso­lu­tes Nein brö­ckel­te.

Ich war 34, gesun­de Frau­en brau­chen ein bis zwei Jah­re, um schwan­ger zu wer­den, bei mir wür­den es wohl eher drei bis vier wer­den, wenn es über­haupt klappt – wie lan­ge woll­ten wir noch war­ten? War­um nicht jetzt anfan­gen, ohne emo­tio­na­len Druck, ohne zwin­gen­den Wunsch, der uns in die Ver­zweif­lung treibt? Ich beschloss mutig zu sein und gleich­zei­tig unser Leben ein­fach wei­ter­zu­füh­ren, wie wir es woll­ten. Wenn es klappt, freu­en wir uns. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm.

Ich setz­te die Pil­le ab – und: ich bekam mei­ne Peri­ode. Ein klei­nes Wun­der!

Mei­ne Gynä­ko­lo­gin sag­te, wir soll­ten ein­fach mal ein hal­bes Jahr ganz nor­mal pro­bie­ren… Wir pro­bier­ten also – mit einem unre­gel­mä­ßi­gen Zyklus war es aller­dings ziem­lich schwie­rig, her­aus­zu­fin­den, wann mein Eisprung ist. Die Ovu­la­ti­ons­tests wur­den nicht posi­tiv, die Regel kam trotz­dem.

Nach einem hal­ben Jahr ver­mu­te­te mei­ne Ärz­tin, dass ich zwar mei­ne Peri­ode, aber kei­nen Eisprung habe. Zys­ten waren auf ihrem Ultra­schall­ge­rät kei­ne zu sehen. Mein 35ster Geburts­tag war in Sicht, sie woll­te kei­ne Zeit ver­lie­ren, ver­an­lass­te einen Hor­mon­test und ver­schrieb mir Clo­mi­fen. Bevor ich anfing Hor­mo­ne zu neh­men, bestand ich jedoch dar­auf, dass der Herz­mann sich auch tes­ten lässt.

Und es stell­te sich her­aus, dass sei­ne Sper­mi­en­qua­li­tät und die Anzahl nur einen Weg zulie­ßen: eine künst­li­che Befruch­tung (ICSI).

Damit hat­ten wir nicht gerech­net. Bis­lang war nur ich das Pro­blem, jetzt waren wir es plötz­lich bei­de. Die Wahr­schein­lich­keit tat­säch­lich ein Kind zu bekom­men, zer­rann zwi­schen unse­ren Fin­gern. Für mich nichts Neu­es und kein Dra­ma, ich hat­te das ja schon zu Genü­ge durch­ge­ar­bei­tet, mein Leben funk­tio­nier­te auch wun­der­bar ohne Kin­der – für mich war das größ­te Wun­der schon ein­ge­tre­ten: ich habe mei­ne gro­ße Lie­be gefun­den, den Mann mei­nes Lebens. Ich füh­re eine har­mo­ni­sche Bezie­hung, ich bin glück­lich. Mein Leben ist per­fekt. Ich brau­che kei­nen Bonus. Für ihn war das Neu­land.

Wie ich damals muss­te er jetzt ver­ar­bei­ten, dass er viel­leicht kei­ne Kin­der haben kann. Aber mein Herz­mann ist kein Typ, der den Kopf in den Sand steckt. Er ist der posi­tivs­te Mensch, den ich ken­ne. Er gibt erst auf, wenn es wirk­lich aus­sichts­los ist.

Also gin­gen wir in die Kin­der­wunsch­kli­nik.

Wir ver­such­ten es zuerst mit einer Inse­mi­na­ti­on, um mir die Hor­mon­be­hand­lung zu erspa­ren. Aber ich hat­te zusätz­lich einen Knick im Eilei­ter und die Ergeb­nis­se sei­nes Sper­mio­gramms wur­den nicht bes­ser. Es war raus­ge­wor­fe­nes Geld, damit wei­ter­zu­ma­chen. Und so ergab sich etwas Über­ra­schen­des: unse­re bei­den Dys­funk­tio­na­li­tä­ten ergänz­ten sich für eine ICSI-Behand­lung per­fekt. Dank PCOS pro­du­zier­te ich durch die Hor­mon­be­hand­lung vie­le schö­ne Eizel­len und nach Auf­be­rei­tung und Selek­ti­on, hat­te der Herz­mann genug her­vor­ra­gen­de Sper­mi­en. Bevor wir die Behand­lung star­te­ten, mach­te mir die Lie­be mei­nes Lebens einen wun­der­vol­len Hei­rats­an­trag – einen idea­le­ren Zeit­punkt hät­te er nicht wäh­len kön­nen. Uns war klar, dass die nächs­ten Schrit­te schwer wer­den kön­nen und der Ring an mei­nem Fin­ger sag­te mir: es ist egal, was jetzt pas­siert. Ich lie­be Dich, ich will Dich.

Und so ging es also los.

Die Sprit­zen waren gewöh­nungs­be­dürf­tig, mache schmerz­ten mehr, ande­re weni­ger.

Die meis­ten ver­ab­reich­te mir der Herz­mann. Die Östro­ge­ne mach­ten mir gute Lau­ne, ich war eupho­risch und mar­schier­te bes­tens gelaunt in den OP-Saal zur Fol­li­kel-Punk­ti­on. Das Ergeb­nis waren sie­ben befruch­te­te Eizel­len – zwei lie­ßen wir ein­frie­ren, fünf zu Blas­to­zys­ten wei­ter­ent­wi­ckeln. Wir woll­ten alles tun, um die Wahr­schein­lich­keit, dass es klappt, zu erhö­hen. Ich hat­te eine leich­te Über­sti­mu­la­ti­on, aber die Schmer­zen hiel­ten sich in Gren­zen. Ich ging wei­ter­hin arbei­ten. Wir leb­ten unser Leben so gut es ging, so nor­mal wie mög­lich wei­ter. Fünf Tage spä­ter hat­ten wir vier per­fek­te Blas­tos. Zwei bekam ich zurück, zwei lan­de­ten bei ihren Geschwis­tern im Eis­fach.

Die War­te­schlei­fe danach war eine Her­aus­for­de­rung.

Obwohl ich so abge­klärt an das The­ma her­an­ge­gan­gen war, hat­te ich plötz­lich gro­ße Angst, dass es doch nicht geklappt hat. All die alten Ängs­te plopp­ten wie­der in mir auf. 10 Tage spä­ter, also 15 Tage nach der Befruch­tung, mach­te ich einen Schwan­ger­schafts­test. Er war nega­tiv. Ich war völ­lig leer, mei­ne Gefüh­le waren wie abge­stor­ben. Der Herz­mann mit sei­nem ekel­haf­ten Opti­mis­mus gab nicht auf.

Am Fol­ge­tag zwang er mich zu einem zwei­ten Test – und sie­he da: ein Hauch von rosa Strei­fen zeig­te sich. Und end­lich konn­te ich wei­nen. Vor Glück und vor Angst. Es hat­te geklappt. Das hat­te ich mir gewünscht, trotz­dem war ich dar­auf nicht vor­be­rei­tet. Ich muss­te erneut mein Bild von der Zukunft ändern. Plötz­lich also doch mit Kind.

Und die größ­te Über­ra­schung stand uns noch bevor:

Beim zwei­ten Ultra­schall, drei Wochen spä­ter, sahen wir zum ers­ten Mal, dass es bei­de Embryo­nen geschafft hat­ten. Wir bekom­men Zwil­lin­ge! Das größ­te Glück und das größ­te Cha­os bra­chen über uns her­ein. Es ist ein Aben­teu­er, auf das wir uns sehr freu­en.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Was sind für dich die größ­ten Her­aus­for­de­run­gen und Pro­ble­me in Bezug auf den uner­füll­ten Kin­der­wunsch?

wuki­ki­wu:

Die größ­te Her­aus­for­de­rung für mich war es, die eige­nen Erwar­tun­gen, Wün­sche und Ängs­te zu erken­nen, dar­über zu spre­chen und nach kon­struk­ti­ven Lösun­gen zu suchen – und posi­tiv zu blei­ben. In mei­nem Job hat­te ich manch­mal Sor­ge, wie ich mei­ne Fehl­zei­ten erklä­ren soll­te. Zum Glück hiel­ten sich die­se aber in Gren­zen, die meis­ten Ter­mi­ne hat­te ich mor­gens vor oder abends nach der Arbeit. Unklar war uns auch eine gan­ze Zeit lang, wen wir wann ins Ver­trau­en zie­hen soll­ten. Mir fällt es schwer, Din­ge lan­ge für mich zu behal­ten. Der Herz­mann ist eher sehr dis­kret.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Gab es für dich einen per­sön­li­chen Tief­punkt und wie hast du ihn über­wun­den?

wuki­ki­wu:

Mei­nen Tief­punkt hat­te ich vor 11 Jah­ren (s.o.) – über­wun­den habe ich ihn nur dank psy­cho­the­ra­peu­ti­scher Hil­fe.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:  Was hat dir Kraft und Mut auf dei­nem Weg gege­ben?

wuki­ki­wu:

Als wir in die Kin­der­wunsch­kli­nik gin­gen, leg­te ich mein anony­mes Insta­gram-Pro­fil wuki­ki­wu an. Es gibt dort vie­le Frau­en, die über ihren uner­füll­ten Kin­der­wunsch berich­ten. Der Aus­tausch mit Men­schen, die ähn­li­ches erle­ben, hat mir sehr gehol­fen. Sehr unter­stützt hat mich zudem mei­ne bes­te Freun­din, der ich ohne zu über­le­gen, jeder­zeit, jeden mei­ner teil­wei­sen schi­zo­phre­nen Gedan­ken­gän­ge anver­trau­en kann. Und last but not least natür­lich mein Herz­mann. An unse­rem Bade­zim­mer­spie­gel hängt fol­gen­des Zitat von Hil­de Domin – es beglei­tet mich schon seit lan­ge vor der Kin­der­wunsch­zeit, hat mir aber auch dann häu­fig Kraft gege­ben: Nicht müde wer­den, son­dern dem Wun­der, lei­se wie einem Vogel, die Hand hin­hal­ten.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch: 
Wie offen bist Du mit dem uner­füll­ten Kin­der­wunsch umge­gan­gen?

wuki­ki­wu:

Unse­re Fami­li­en wuss­ten von Anfang an Bescheid. Die engs­ten Freun­de haben wir nach und nach ein­ge­weiht. Arbeits­kol­le­gen und der ent­fern­te Bekann­ten­kreis wis­sen es bis heu­te nicht (wes­halb ich auch die­ses Inter­view lie­ber anonym gebe).

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Wur­dest Du in Bezug auf den Kin­der­wunsch mit unsen­si­blen Fra­gen oder gut gemein­ten Rat­schlä­gen kon­fron­tiert? Kannst Du uns ein Bei­spiel nen­nen und sagen, wie du damit umge­gan­gen bist.

wuki­ki­wu: 

Naja, das übli­che: ihr habt noch Zeit, macht Euch kei­nen Stress – das ist das wich­tigs­te – dann klappt das schon. Seid ihr sicher, dass ihr es nicht auf natür­li­chem Weg pro­bie­ren wollt? Die­se Kom­men­ta­re und Fra­gen, kamen aber von Men­schen, die mich emo­tio­nal nicht angrei­fen kön­nen – da kann ich nur lächeln und nicken und es an mir abper­len las­sen.

Anstren­gen­der fin­de ich jetzt die Nach­fra­gen wegen der Zwil­lin­ge. Sobald Du Zwil­lin­ge bekommst, ist schein­bar für alle im Umfeld klar, dass das kei­ne natür­li­che Zeu­gung gewe­sen sein kann – und die meis­ten besit­zen die Dreis­tig­keit, die­se Ver­mu­tung noch nicht ein­mal zu ver­tu­schen, son­dern spre­chen sie ganz offen aus.

Selbst völ­lig Frem­de neh­men sich her­aus, mich zu fra­gen, ob wir da nach­ge­hol­fen hät­ten – kürz­lich schrie mir das eine Bäcke­rei­fach­ver­käu­fe­rin durch den hal­ben Laden ent­ge­gen. Es irri­tiert und scho­ckiert mich noch immer, dass man­che Men­schen so grenz­über­schrei­tend neu­gie­rig sind. Ich fra­ge ja auch nicht, wie es bei ande­ren im Schlaf­zim­mer so läuft.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch: Was soll­te einer Frau mit Kin­der­wunsch nicht feh­len?

Ein Ver­trau­ter oder eine Ver­trau­te, mit der/dem sie offen spre­chen kann. Der Part­ner ist selbst emo­tio­nal invol­viert und kann einen des­halb nicht immer auf­fan­gen und trös­ten – es gibt Din­ge, die man nicht mit­ein­an­der bespre­chen kann, um nicht gemein­sam in eine Abwärts­spi­ra­le vol­ler nega­ti­ver Gedan­ken zu gera­ten.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Möch­test Du den Lesern sonst noch etwas mit auf den Weg geben? 

wuki­ki­wu:

Ein gesun­der Ego­is­mus, hat mir per­sön­lich sehr gehol­fen, mich nicht zu stark auf den Kin­der­wunsch zu fokus­sie­ren und mich nicht dar­in zu ver­lie­ren. Ich kann des­halb allen Paa­ren mit Kin­der­wunsch nur emp­feh­len, sich aktiv auch ande­re Zie­le, neben dem Wunsch nach einer Fami­lie, zu suchen.

Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Dein Kin­der­wunsch-Weg zeigt, dass es im Leben oft anders läuft, als man es sich anfangs aus­malt. Wir freu­en uns mit dir, dass du dei­nen Herz­mann gefun­den hast und mit ihm Kraft und Mut für die­sen Weg. Viel Glück für die Geburt dei­ner Zwil­lin­ge und alles Gute für eure Zukunft.

Ger­ne kannst du einen Kom­men­tar für wuki­kiu hin­ter­las­sen (auf der Sei­te ganz unten).

Titel­bild: pregnant teen­ager girl or young despe­ra­te woman © Focus Pocus LTD – fotolia.com

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