Co-Parenting: Familiengründung ohne festen Partner
Der neuste Trend in der Familienplanung heißt Co-Parenting. Bei diesem Konzept braucht es weder einen festen Partner, noch Liebe oder Sex. Und trotzdem ist man bei dieser Familienkonstellation nicht alleinerziehend. Um zu erfahren, was hinter dem Co-Parenting genau steckt, für wen es geeignet ist und wie es funktioniert, habe ich mit Co-Eltern.de — ein Online-Portal für Co-Elternschaft — gesprochen.
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Wegweiser Kinderwunsch:
Können Sie den Lesern erklären, was man unter Co-Elternschaft versteht.
Co-Eltern.de:
Bei einer Co-Elternschaft geht es darum, eine Familie zu gründen — eine romantische Liebesbeziehung im klassischen Sinn ist dafür allerdings nicht erforderlich. Beim Co-Parenting kümmern sich zwei oder sogar mehr Personen um das Kind. Ihnen ist die Erziehung und die Gesundheit des Kindes wichtig. Und genau das bringt die Eltern auch zusammen: nicht romantische Vorstellungen stehen im Vordergrund, sondern ausschließlich die Liebe für das gemeinsame Kind und die gemeinsame Ansicht in Erziehungsfragen.
Wegweiser Kinderwunsch:
Bislang hat man noch nicht allzu oft vom Co-Parenting gehört? Ist es dieses Familienkonzept komplett neu?
Co-Eltern.de:
Das kann man so nicht sagen. Heutzutage ist es in den meisten Familien so, dass sich hauptsächlich die Eltern um das Kind kümmern. Aber zu früheren Zeiten waren nicht nur die Eltern an der Erziehung beteiligt, sondern auch weitere Familienmitglieder wie Eltern, Tanten, Onkel und Großeltern. In anderen Kulturen ist das auch noch heute so. Und geschiedene Eltern bilden ebenfalls eine Familie, ohne eine Liebesbeziehung miteinander zu führen.
Wegweiser Kinderwunsch:
Für wen ist dieses Familienkonzept denn geeignet?
Co-Eltern.de:
Zum einen ist Co-Elternschaft für homosexuelle Paare interessant, die nicht adoptieren wollen oder können. Wenn der Wunsch besteht, dass das Kind biologisch von einem der Partner sein soll, lässt sich dies auf dem Weg des Co-Parenting lösen. Auch für alleinstehende Frauen, die bereits in den späten Dreißigern sind und sich ein Kind wünschen, ist es ein interessantes Konzept. Den richtigen Partner fürs Leben können sie noch später finden, aber der Kinderwunsch lässt sich nicht ewig verschieben.
Außerdem gibt es auch Menschen, die nicht an einer romantischen Beziehungen interessiert sind, aber trotzdem einen großen Kinderwunsch verspüren.
Für heterosexuelle Paare, die ungewollt kinderlos sind sind und einen Samenspender oder Eizellspender suchen, ist das Co-Parenting ebenfalls eine gute Alternative.
Es sind also ganz unterschiedliche Beweggründen, die zu der Entscheidung für dieses Familienkonzept führen. Aber alle Menschen, die sich für diesen Weg entscheiden, haben eins gemeinsam: sie möchten sich voll in das Leben des künftigen Kindes einbringen.
Wegweiser Kinderwunsch:
Und welche Rolle übernimmt dabei Co-Eltern.de ?
Co-Eltern.de:
Co-Eltern.de funktioniert wie eine Dating-Site, die diese unterschiedlichen Leute zusammenbringt.
Auch wenn manche Menschen einen Co-Elternteil unter Bekannten oder über Freunde finden, ist das nicht für jeden das Richtige. Co-Eltern.de ist dann eine gute Alternative. Es ist eine Plattform, über die man die idealen Co-Eltern finden kann — also Personen mit denen man wichtige Werte der künftigen Elternschaft teilt.
Wegweiser Kinderwunsch:
Wie unterscheidet sich die Co-Elternschaft beispielsweise von einer Samenbank?
Co-Eltern.de:
Die Mitglieder, die sich bei uns angemeldet haben, möchten die Rolle eines Elternteils für das zukünftige Kind übernehmen. Der menschliche Aspekt spielt also eine ganz wichtige Rolle. Es geht nicht nur darum, einen anonymen Samenspender oder eine Eizellenspenderin zu finden — es geht vor allem darum, eine Person (oder ein Paar) zu finden, die bereit ist, dieses große Abenteuer der Elternschaft zu teilen. Für den “medizinischen Teil” wird dann allerdings genauso wie bei einer Samenspende eine Klinik aufgesucht.
Wegweiser Kinderwunsch:
Was passiert, nachdem man die idealen Co-Eltern auf Ihrer Webseite gefunden hat? Wie geht es dann weiter?
Co-Eltern.de:
Um die idealen Partner für das Co-Parenting zu finden, müssen die Mitglieder in Ihren Profilen zunächst genau angeben, wonach sie suchen und welche Vorstellungen sie haben.
Wenn sie denken, ideale Co-Eltern auf der Plattform gefunden zu haben, sollten sie viel Zeit investieren, miteinander zu sprechen: über die Gesundheit, die jeweilige Situation und die genauen Vorstellungen. Zunächst geschieht dies per E‑Mail, aber auch in persönlichen Treffen werden die persönlichen Vorstellungen aller Beteiligten genau besprochen. Nur wenn alle einverstanden sind, wird im nächsten Schritt eine Co-Eltern-Vereinbarung getroffen. Darin wird genau geregelt, wie die Rollen verteilt werden und wer welche Anteile in der Elternschaft übernimmt.
Wegweiser Kinderwunsch:
Was sagt denn der deutsche Gesetzgeber über das Konzept der Co-Elternschaft ?
Co-Eltern.de:
Hier möchte ich mich kurz fassen. Die gesetzliche Lage in Deutschland haben wir für unterschiedlichste Situationen in diesem Artikel zusammengefasst: https://www.co-eltern.de
Wegweiser Kinderwunsch:
Nun haben wir über die zukünftigen Eltern gesprochen, aber was ist mit dem Kind? Denken Sie es gut für ein Kind, in einer Familie zu leben, die nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht?
Co-Eltern.de:
Viele Familien folgen nicht der „Norm“. Man kann sogar so weit gehen, zu sagen, dass es heutzutage gar keine Norm mehr gibt. Das Wichtigste in jeder Familie ist für das Kind die Stabilität der Eltern. Die Co-Elternschaft ist darauf ausgelegt, dauerhaft stabil zu sein. Dies ist der Fall, da die Eltern von Anfang an nur wegen des Kindes zusammen kamen. Eine romantische Liebesbeziehung bringt diese Voraussetzung nicht mit und kann die Stabilität über Jahre hinweg nicht gewährleisten. Außerdem wissen die Kinder beim Co-Parenting von Anfang an, wer ihre biologischen Eltern sind.
Wegweiser Kinderwunsch:
Zum Schluss wäre noch interessant zu erfahren, was die Nutzung von Co-Eltern.de kostet?
Co-Eltern.de:
Wie auf vielen Dating-Plattformen bezahlt man bei der Registrierung. Die Höhe des Betrags hängt dabei von der Dauer der Nutzung ab. Für Personen, die Co-Eltern.de zunächst einen Monat lang testen möchten, kostet es 25 €. Für eine 3‑monatige Mitgliedschaft bezahlt man 49 € und für 6 Monate fallen 75 € an.
Wegweiser Kinderwunsch:
Vielen Dank für das gute Gespräch und die interessanten Informationen zum Familienkonzept der Co-Elternschaft. Ich bin mir sicher, dass dies für einige Leser ein interessanter, alternativer Weg zur Gründung einer Familie sein kann.
Lesenswerte Links zum Thema Co-Parenting:
Co-Eltern
http://www.familie.de/eltern/co-parenting-familienmodell-1093793.html
http://www.tagesspiegel.de/berlin/co-eltern-familien-in-berlin-kinder-mit-freunden-ohne-sex-und-beziehung/14811690.html
In den Blogs von Planning Mathilda und Jochen Köning findet ihr außerdem Erfahrungsberichte über gelebte Co-Elternschaft.
Bildquelle: Happy mothers having great time with their children © nd3000 – fotolia.com
Ich bin Claudia. Kinderwunsch-Bloggerin mit über 10 Jahren eigener Kinderwunsch-Erfahrung: Endometriose-Fighterin, IVF-Kennerin, ICSI-Schwester, Pimp my Eggs Befürworterin und Initiatorin der Kinderwunsch-Bewegung #1von7
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