Mut­ter durch Samen­spen­de — Sin­gle Mom by Choice

Samenspende Kinderwunschklinik

Kat­rin hat sich ihren Kin­der­wunsch per Samen­spen­de erfüllt und ist so eine glück­li­che “Sin­gle Mom by Choice” gewor­den. Hier berich­tet sie über ihre Ent­schei­dung, den Ablauf der Samen­spen­de und gibt hilf­rei­che Tipps für allein­ste­hen­de Frau­en, die den Kin­der­wunsch eben­falls allei­ne ver­wirk­li­chen möch­ten.

Samen­spen­de: Ent­schei­dung und ers­te Schrit­te 

Wie kam es zu dei­ner Ent­schei­dung „Sin­gle Mom by choice“ zu wer­den ?

Ich bin im März 2017 glück­li­che „Sin­gle Mom by Choice“ gewor­den, ich habe mir also mei­nen Kin­der­wunsch per Kin­der­wunsch­be­hand­lung mit Samen­spen­de erfüllt. Aller­dings sage ich inzwi­schen fast schon stan­dard­mä­ßig dazu, dass die­ser inter­na­tio­nal gepräg­te und eta­blier­te Begriff „Sin­gle Mom by choice“ mei­ner Mei­nung nach ein etwas ver­zerr­tes Bild ver­mit­telt. Die Ent­schei­dung, letzt­lich die­sen – noch – recht unge­wöhn­li­chen Weg zu gehen, war nicht wirk­lich mei­ne ers­te Wahl. Eigent­lich wäre ich viel lie­ber den klas­si­schen Weg gegan­gen und hät­te gern eine Vater-Mut­ter-Kind-Fami­lie gegrün­det. Ich habe nur lei­der ein­fach nicht den rich­ti­gen Part­ner gefun­den und die bio­lo­gi­sche Uhr tick­te immer lau­ter, sodass ich mir eine Alter­na­ti­ve über­le­gen muss­te.

Zwar habe ich immer noch gehofft, dass es wie im Mär­chen auf den letz­ten Drü­cker doch noch klappt mit dem Traum­prin­zen, aber als ich Ende 30 war und sich die Kan­di­da­ten damals doch eher als Frö­sche ent­pupp­ten, war es mit sehr viel Ver­zweif­lung und Trau­er ver­bun­den, mir ganz ehr­lich ein­zu­ge­ste­hen, dass es dann wohl so nicht klappt.

Letzt­lich bin ich aber natür­lich über­glück­lich, dass ich zu denen gehö­re, die die­sen Weg beschrit­ten haben und bei denen es tat­säch­lich geklappt hat!

Bis dahin war es bestimmt ein län­ge­rer Pro­zess. Wel­che Mög­lich­kei­ten hast du anfangs in Betracht gezo­gen? Und auf wel­chem Weg hast du dich infor­miert

Ja, das war auf jeden Fall ein län­ge­rer Pro­zess. Ins­ge­samt hat es bei mir gute ein­ein­halb Jah­re gedau­ert vom ers­ten gedank­li­chen Samen­korn bis zum Start der tat­säch­li­chen Umset­zung. Aus­lö­ser war ein Ter­min bei mei­ner Gynä­ko­lo­gin, bei der ich einen regel­rech­ten Zusam­men­bruch mit Heu­len und allem Drum und Dran hat­te, weil ich mir ein Leben ohne Fami­lie, ohne Kin­der ein­fach nicht vor­stel­len konn­te, ich aber ohne Part­ner mei­len­weit davon ent­fernt war. Und sie sag­te ganz nüch­tern „War­um bekom­men Sie nicht ein­fach allei­ne ein Kind?“ Da hab ich wahr­schein­lich geguckt wie ein Auto, aber das hat etwas in Gang gesetzt.

Ich hab sofort ange­fan­gen zu recher­chie­ren und bin als ers­tes auf das Buch „Mut­ter, Spen­der, Kind“ von Anya Stei­ner* gesto­ßen. Dort wer­den ver­schie­de­ne Wege beleuch­tet, die man ein­schla­gen kann. Mit pri­va­tem Spen­der ohne wei­te­re Ver­pflich­tun­gen, mit Samen­spen­de über die Samen­bank oder auch mit einem Co-Vater, d.h. man ist kein Lie­bes­paar, lebt auch wei­ter­hin getrenn­te Leben, küm­mert sich aber nahe­zu gleich­be­rech­tigt um das Kind. Die­se Vari­an­te hab ich tat­säch­lich fast sofort ver­wor­fen, weil ich mir ein­fach nicht vor­stel­len konn­te, mit einem Wild­frem­den ein Kind zu haben, der bei allen Ent­schei­dun­gen bis hin zu unse­rem Wohn­ort ein Mit­spra­che­recht hat. Über­haupt nicht in Fra­ge kam für mich übri­gens auch die Vari­an­te, mir jeman­den in einem Club von der Tanz­flä­che zu pflü­cken und dem­je­ni­gen per One-Night-Stand ein Kind anzu­hän­gen.

Im eben genann­ten Buch fand ich außer­dem den Hin­weis auf das SFMK-Forum, ein geschütz­tes Forum für Sin­gle-Frau­en mit Kin­der­wunsch, das für mich wie eine Offen­ba­rung war. Es gibt dort so unzäh­li­ge Gleich­ge­sinn­te in allen Sta­di­en – Über­le­gung, Pla­nung, Durch­füh­rung, Mamas mit Babys / Klein­kin­dern / Schul­kin­dern — dass kei­ne Fra­ge unbe­ant­wor­tet bleibt. Und so habe ich erst mal ganz viel Infor­ma­ti­on auf­ge­saugt und von der Idee kam ich lang­sam in die kon­kre­te Pla­nung.

Samen­spen­de über die Samen­bank

Letzt­end­lich hast du dich für die Samen­spen­de über die Samen­bank ent­schie­den. War­um ist dei­ne Ent­schei­dung dar­auf gefal­len und war­um war es für dich der rich­ti­ge Weg?

Es hat auf ver­schie­de­nen Ebe­nen fast sofort alles in mir zur Vari­an­te mit Samen­spen­de ten­diert. Als ich erfah­ren habe, dass es die­sen Weg gibt, war ich so vol­ler Erleich­te­rung! Es schien mir ein­fach der klars­te und gerad­li­nigs­te Weg.

Von den ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten, sich den Spen­der aus­zu­su­chen, erfuhr ich zum ers­ten Mal detail­liert über die Web­site der Samen­bank: anony­mer Spen­der ohne aus­führ­li­che Infos und ohne jemals eine Kon­takt­mög­lich­keit zu haben, halb-offe­ner Spen­der mit aus­führ­li­chen Infos, aber ohne Kon­takt­mög­lich­keit, und offe­ner Spen­der mit Kin­der­bild und Audio-Inter­view und detail­lier­ten Hin­ter­grund­in­fos zu Gesund­heit, Bega­bun­gen, Inter­es­sen und vie­lem mehr – und am wich­tigs­ten: das Kind hat eines Tages die Mög­lich­keit, die­sen ande­ren Teil sei­ner Her­kunft zu erfor­schen und Kon­takt zum Spen­der auf­zu­neh­men.

Es gibt bei der Samen­spen­de zum Teil deut­li­che Preis­un­ter­schie­de bei die­sen Vari­an­ten, aber für mich war sofort klar, dass ich kei­nes­falls aus Geld­grün­den mei­nem zukünf­ti­gen Kind die Chan­ce vor­ent­hal­ten wer­de, sei­nen Erzeu­ger ken­nen­zu­ler­nen. Außer­dem habe ich eine Vor­er­kran­kung und war sehr dank­bar für die medi­zi­ni­schen Hin­ter­grund­in­fos, weil ich so dar­auf ach­ten konn­te, dass das Kind nicht auch väter­li­cher­seits eine Vor­be­las­tung in einem bestimm­ten Bereich mit­be­kommt.

Was außer­dem in mei­nen Augen ein­deu­tig für die­se Vari­an­te sprach: es gibt kei­ne Rech­te und kei­ne Pflich­ten für den Spen­der, d.h. er muss kei­nen Unter­halt zah­len, hat aber auch kei­ner­lei Rech­te am Kind.

Vor­be­rei­tun­gen auf die Samen­spen­de

Was waren dei­ne nächs­ten Schrit­te, nach­dem die Ent­schei­dung für die Samen­spen­de  gefal­len war?

Zu Beginn mei­ner Recher­che habe ich noch in Frank­furt gewohnt und mei­ner Infor­ma­ti­on nach konn­te man die Behand­lung mit Samen­spen­de nur im Aus­land durch­füh­ren las­sen. Ich hat­te mich schon auf eine Kli­nik in Däne­mark ein­ge­schos­sen, mit der ich per Sky­pe bereits ein „Auf­nah­me­ge­spräch“ hat­te.

Dann kam aller­dings ein beruf­li­cher Wech­sel zurück nach Ber­lin dazwi­schen, was unge­fähr mit mei­nem Bei­tritt ins SFMK-Forum zusam­men fiel. Und hier erfuhr ich, dass ich mich auch in Ber­lin mit Samen­spen­de behan­deln las­sen konn­te! Es gab damals nur eine Hand­voll Kli­ni­ken in Deutsch­land, die über­haupt Sin­gle­frau­en behan­del­ten, daher war es ein mehr als glück­li­cher Wink des Schick­sals, der mich wie­der nach Hau­se geholt hat. Denn auch mei­ne Eltern leben hier und als Solom­ama ist es von unschätz­ba­rem Wert, Unter­stüt­zung in der Nähe zu haben.

Ich habe also im nächs­ten Schritt eini­ge Info­aben­de und Kli­nik­be­sich­ti­gun­gen absol­viert und mich schließ­lich für die Kin­der­wunsch­klink an der Gedächt­nis­kir­che ent­schie­den. Vie­le Kli­ni­ken haben für die Samen­spen­de zu bestimm­ten Samen­ban­ken beson­ders gute Kon­tak­te oder arbei­ten exklu­siv mit ihnen zusam­men, das kann man an den Info­aben­den erfah­ren.

Die Aus­wahl des Spen­ders und die Bestel­lung der Samen­pro­ben nimmt man selbst bei der Samen­bank vor, mit der die Wunsch­kli­nik koope­riert. Die Samen­röhr­chen wer­den direkt an die Kin­der­wunsch­kli­nik gelie­fert, da sie in Stick­stoff­be­häl­tern ver­sen­det wer­den, in denen die Samen­röhr­chen gefro­ren und wäh­rend des Trans­ports tem­pe­ra­tur­kon­stant gehal­ten wer­den kön­nen. Des­halb ist auch ein Ver­sand der Samen­spen­de nach Hau­se für die Heim­in­se­mi­na­ti­on nicht mög­lich.

Es gibt aber mitt­ler­wei­le Samen­ban­ken, die Spen­der­sa­men für die Heim­in­se­mi­na­ti­on an z.B. den behan­deln­den Frau­en­arzt lie­fern. Und es wer­den glück­li­cher­wei­se auf­grund geän­der­ter Bestim­mun­gen immer mehr und mehr Kli­ni­ken, die Sin­gles behan­deln. Aller­dings gibt es immer noch regio­na­le Schwer­punk­te und kei­ne flä­chen­de­cken­den Ange­bo­te, sodass es lei­der vom Wohn­ort abhängt, wie leicht man Zugang zu ent­spre­chen­den Kli­ni­ken hat. Wir hin­ken da in Deutsch­land unse­ren euro­päi­schen Nach­barn wirk­lich noch mei­len­weit hin­ter­her…

Natür­lich kann man sich auch wei­ter­hin für eine Behand­lung mit Samen­spen­de im Aus­land ent­schei­den. Der gro­ße Nach­teil hier­bei ist aber, dass man einen Frau­en­arzt sei­nes Ver­trau­ens in Wohn­ort­nä­he braucht, der z.B. per Ultra­schall den Eisprung über­wacht, damit man den rich­ti­gen Zeit­punkt nicht ver­passt, zur Behand­lung in die gewähl­te Kli­nik zu rei­sen. Aber da es beim Eisprung zeit­li­che Ver­schie­bun­gen geben kann, sind Zug- oder gar Flug­rei­sen schwer zu koor­di­nie­ren, müs­sen mit Puf­fer geplant wer­den, was wie­der­um Urlaubs­ta­ge kos­tet. Mal abge­se­hen von Rei­se- und Unter­brin­gungs­kos­ten. Die Logis­tik rund um eine Aus­lands­be­hand­lung ist also sehr auf­wän­dig und alle mit einer Kin­der­wunsch­kli­nik in der Nähe, die Sin­gles behan­delt, kön­nen sich glück­lich schät­zen…

Samenspende KinderwunschklinkDie Spen­der­sa­men wer­den von der Samen­bank direkt an die Kin­der­wunsch­kli­nik gelie­fert

Die Aus­wahl des Samen­spen­ders

Wie funk­tio­niert die Aus­wahl bei der Samen­bank?

Da ich mich von vor­ne­her­ein für eine Samen­spen­de mit offe­nen Spen­der ent­schied, hat­te ich diver­se Hin­ter­grund­in­fos zur Ver­fü­gung, die ich in die Aus­wahl ein­be­zog. Im ers­ten Schritt ori­en­tier­te ich mich an Grö­ße, Augen- und Haar­far­be. Ich woll­te ja, dass mein Nach­wuchs mir ähn­lich sieht 😉 Der nächs­te Schritt war für mich das Kin­der­bild, und da wird es schon sehr emo­tio­nal. Man stellt sich unwei­ger­lich vor, dass man in abseh­ba­rer Zeit ein ähn­li­ches Baby im Arm hal­ten wird. Die opti­schen Aspek­te waren für mich für die Ein­gren­zung wich­tig, aber anschlie­ßend habe ich mir sehr genau die Fra­ge­bö­gen ange­schaut und die Audio-Inter­views ange­hört. Die Stim­me und die Art, Fra­gen zu beant­wor­ten, spiel­ten eine gro­ße Rol­le für mich, aber auch Infos zu Inter­es­sen und Talen­ten. Ich sel­ber habe z.B. frü­her Musik gemacht und fand es super, wenn poten­ti­el­le Spen­der da auch eine Bega­bung hat­ten. Im letz­ten Schritt war für mich dann wie gesagt die Gesund­heit der aus­schlag­ge­ben­de Fak­tor.

Wenn man schon weiß, dass man idea­ler­wei­se gern meh­re­re Kin­der hät­te, könn­te ein wei­te­res Aus­wahl­kri­te­ri­um sein, wie der „Lager­be­stand“ für den Wunsch­spen­der aus­sieht. Die­se Info geben zumin­dest eini­ge Samen­ban­ken an. Wenn noch ein gro­ßer Bestand an Samen­pro­ben vor­han­den ist, könn­te das Anle­gen eines Samen­de­pots bei der Samen­bank eine gute Idee sein. Man kauft also von vor­ne­her­ein einen Vor­rat, der auch ein even­tu­el­les Geschwis­ter­kind schon mit abdeckt. Natür­lich ist die genaue Pla­nung schwie­rig, weil man nie weiß, wie vie­le Ver­su­che mit Samen­spen­de man benö­tigt, aber den Gedan­ken an mög­li­che Geschwis­ter soll­te man im Hin­ter­kopf behal­ten und recht­zei­tig nach­kau­fen, wenn sich der Vor­rat dem Ende zu neigt.

Zum Teil haben die Samen­ban­ken zwar ein „Geschwis­ter­de­pot“, auch wenn der Spen­der nicht mehr offi­zi­ell für Bestel­lun­gen zur Ver­fü­gung steht, aber eine Garan­tie gibt es hier­bei nicht.

Ablauf der Kin­der­wunsch­be­ahn­dlung mit Spen­der­sa­men

Was pas­sier­te dann in der Kin­der­wunsch-Kli­nik? Und bist du beim ers­ten Ver­such gleich schwan­ger gewor­den?

Bevor es wirk­lich los­ging, habe ich mich auf Anra­ten der Ärz­te einer Bauch­spie­ge­lung unter­zo­gen. Ich hat­te eini­ge Jah­re vor der Kin­der­wunsch­be­hand­lung eine grö­ße­re OP und es bestand die Gefahr, dass ich even­tu­ell Ver­wach­sun­gen im Bauch­raum haben könn­te. Das war zum Glück nicht der Fall, aber es wur­den eini­ge klei­ne­re Endo­me­trio­se­her­de gefun­den, die bei die­ser Gele­gen­heit ent­fernt wur­den. Außer­dem wur­den die Eilei­ter auf Durch­läs­sig­keit geprüft.

Da orga­nisch alles OK war und ich noch nie pro­biert hat­te, schwan­ger zu wer­den, habe ich mich dazu ent­schie­den, erst mal mit der “natür­lichs­ten” Metho­de per IUI  (intrau­te­ri­ne Inse­mi­na­ti­on) zu star­ten. Dabei wird die Samen­pro­be mit kli­ni­scher Hil­fe ein­fach nur dahin gebracht, wo sie hin muss. Die­se Pha­se wur­de bei mir mit einer leich­ten Hor­mon­sti­mu­la­ti­on unter­stützt. Ich war schon fast 40 und mein Hor­mon­spie­gel nicht opti­mal.

Ich weiß noch, dass der aller­ers­te Ver­such total eupho­ri­sie­rend war. Ich wuss­te zwar, dass es recht unwahr­schein­lich ist, dass es gleich beim ers­ten Mal klappt, aber ich woll­te unbe­dingt super posi­tiv sein und habe visua­li­siert und gehofft und war zwei Wochen lang wie auf Wol­ken. Dann habe ich zum aller­ers­ten Mal in mei­nem Leben einen Schwan­ger­schafts­test gekauft. Einen Dop­pel­pack, sicher­heits­hal­ber. Es war das auf­re­gends­te Pipi mei­nes Lebens! Aber der ers­te Test war nega­tiv. Und der zwei­te lei­der auch. Die Ent­täu­schung war zunächst gren­zen­los, aber ich hab mich recht schnell wie­der berap­pelt.

Ich star­te­te Ver­such 2, dann Ver­such 3. In jedem Zyklus habe ich mir zwei Wochen lang —  auch auf der Büro­toi­let­te – die Sprit­zen sel­ber set­zen müs­sen. Unge­fähr jeden 2. Tag hat­te ich zusätz­lich einen Ultra­schall­ter­min in der Kli­nik, um nur ja nicht den per­fek­ten Zeit­punkt für die Inse­mi­na­ti­on zu ver­pas­sen. Und dann wie­der zwei Wochen zit­tern und hof­fen. Aber die­se bei­den Ver­su­che klapp­ten eben­falls nicht, und da wur­de es emo­tio­nal dann schon sehr anstren­gend. Die Hor­mo­ne sor­gen zusätz­lich dafür, dass man total neben der Spur ist.

Die men­ta­le Belas­tung einer Kin­der­wunsch­be­hand­lung ist wirk­lich enorm. Sie bestimmt das gesam­te Leben, über Mona­te hin­weg. Sämt­li­che Ter­mi­ne im Job und pri­vat habe ich an den Kon­troll­un­ter­su­chun­gen aus­ge­rich­tet, die Gedan­ken „Was pas­siert gera­de in mir?“ las­sen sich nicht wirk­lich aus­blen­den, und alles ande­re ver­liert an Bedeu­tung. Es ist zer­mür­bend und kräf­te­zeh­rend und natür­lich auch auf­re­gend, wenn sich die zwei­wö­chi­ge Zit­ter­par­tie ihrem Ende zuneigt. Hat es geklappt? Bin ich schwan­ger? Die Ent­täu­schung, wenn ich dann schon vor dem Test mei­ne Tage bekam, war boden­los, mit nichts zu ver­glei­chen. Abso­lu­te Ver­zweif­lung, weil ich ein­fach nicht wuss­te, ob es jemals klappt! Und mit jedem geschei­ter­ten Ver­such nimmt die Dring­lich­keit von wirk­lich essen­ti­el­len Fra­gen zu: “Wie lan­ge kann und will ich das machen? Wie lan­ge hal­te ich das psy­chisch durch? Und vor allem, wie lan­ge kann ich mir das leis­ten?”

Nach den drei geschei­ter­ten IUIs haben wir stär­ke­re Geschüt­ze auf­ge­fah­ren und sind zur IVF (In-Vitro-Fer­ti­li­sa­ti­on), also der Befruch­tung in der Petri­scha­le, über­ge­gan­gen. Und da hat dann glück­li­cher­wei­se der ers­te Ver­such gleich geklappt! Aller­dings ist die IVF noch kräf­te­zeh­ren­der für den Kör­per, weil durch hohe Hor­mon­do­sen mög­lichst vie­le befruch­tungs­fä­hi­ge Eibläs­chen rei­fen sol­len, die dann unter Voll­nar­ko­se abge­saugt wer­den. Und durch die­sen erhöh­ten Auf­wand ist eine IVF auch deut­lich teu­rer als eine IUI.

Kos­ten für die Kin­der­wunsch­be­hand­lung mit Samen­spen­der

Mit wel­chen Kos­ten muss man für einen Ver­such mit Samen­spen­de grob rech­nen?

Die Kos­ten vari­ie­ren extrem und hän­gen von vie­len ver­schie­de­nen Fak­to­ren ab. Wel­che Samen­bank wählt die Solom­ama in spe aus? Möch­te sie einen anony­men oder offe­nen Spen­der? In wel­cher Kin­der­wunsch­kli­nik lässt sie sich behan­deln? Kommt eine Hor­mon­be­hand­lung hin­zu, bei der zusätz­lich recht hohe Kos­ten für Medi­ka­men­te anfal­len?

Vie­le Kli­ni­ken und auch die Samen­ban­ken sind sehr trans­pa­rent im Hin­blick auf die Kos­ten und kom­mu­ni­zie­ren die­se über ihre Web­site. Ganz grob kann man sagen: Spen­der­sa­men kos­tet pro Ein­heit ca. 700‑1000 Euro, zusätz­lich kom­men pro Trans­port ca. 300 Euro dazu, da die Bestel­lung wie gesagt im Stick­stoff­be­häl­ter an die Kin­der­wunsch­kli­nik gelie­fert wird. Hier lohnt es sich, meh­re­re Ein­hei­ten auf ein­mal zu kau­fen und lie­fern zu las­sen, da die­se in der Kli­nik auf­be­wahrt wer­den kön­nen. Eine wei­te­re Mög­lich­keit ist, sich über das SFMK-Forum an Sam­mel­be­stel­lun­gen mit ande­ren Frau­en zu betei­li­gen, die sich in der­sel­ben Kli­nik zu einem ähn­li­chen Zeit­punkt behan­deln las­sen. Klingt kom­pli­ziert, ist es lei­der auch, aber das kann meh­re­re 100 Euro spa­ren.

Bei den Behand­lungs­kos­ten in der Kli­nik sowie den nöti­gen Vor­un­ter­su­chun­gen und beglei­ten­den Maß­nah­men kommt es sehr auf die per­sön­li­che Situa­ti­on an. Pro Inse­mi­na­ti­on muss man ganz grob mit 500‑1000 Euro und bei der IVF mit ca. 3000 – 4.500 Euro rech­nen, aber ganz genau kön­nen das tat­säch­lich nur die Kli­ni­ken kal­ku­lie­ren.

Samen­spen­de — und was kommt dann?

Wie offen gehst du mit Fra­gen aus dem Umfeld um?

Sobald die Idee in mir zu rei­fen begann, allei­ne per Samen­spen­de ein Kind zu bekom­men, habe ich mich mei­ner bes­ten Freun­din anver­traut. So ganz allei­ne hät­te ich das nicht mit mir aus­ma­chen kön­nen. Auch mei­ne Eltern und mei­ne Schwes­ter habe ich schon vor dem Start der Kin­der­wunsch­be­hand­lung ein­ge­weiht. Der Aus­lö­ser war die anste­hen­de Bauch­spie­ge­lung. Ich woll­te kei­ne OP unter Voll­nar­ko­se machen las­sen, ohne dass mei­ne Fami­lie über­haupt weiß, dass ich im Kran­ken­haus bin. Also hab ich unter vie­len Trä­nen erzählt, was ich da vor­ha­be. Mei­ne Eltern haben ganz, ganz toll reagiert, mit mir geweint, mir ihre Unter­stüt­zung zuge­sagt und von dem Moment an ganz fest mit mir gehofft, dass sie doch noch Groß­el­tern wer­den.

Auch im sons­ti­gen Umfeld bin ich schon immer sehr offen mit unse­rer Geschich­te umge­gan­gen. Mein Arbeit­ge­ber und mei­ne Kol­le­gen wis­sen genau­so Bescheid wie die Kita. Ich tra­ge mein Herz auf der Zun­ge spa­zie­ren und bin recht impul­siv, daher woll­te ich nie in die Situa­ti­on kom­men, dass ich mich irgend­wie „ver­plap­pe­re“ oder mir irgend­was aus­den­ken muss. Und ich bin bis­her zu 100% super damit gefah­ren, weil ein­fach alle Bescheid wis­sen, war­um es in man­chen Pha­sen für mich anstren­gen­der ist als für ande­re Eltern. Das bes­te Bei­spiel erle­ben wir ja gera­de mit Coro­na.

Seit ein paar Mona­ten bin ich nun unter www.solomamaherz.de auch mit einem Blog und auf Social Media im Netz zu fin­den, weil das Fami­li­en­mo­dell der Solom­ama mei­ner Mei­nung nach viel mehr Öffent­lich­keit braucht. Der Blog ist noch im Auf­bau, aber hier möch­te ich über die Ent­ste­hungs­ge­schich­te mei­nes abso­lu­ten Wunsch­kin­des und unse­ren gemein­sa­men All­tag berich­ten und ande­ren Frau­en Mut machen, dass sie das auch schaf­fen kön­nen!

Wie geht es dir nach der Samen­spen­de als „Sin­gle­mom by choice“?

Mein Sohn ist inzwi­schen 3 Jah­re alt und ich bin sehr stolz dar­auf, was wir in die­ser Zeit zusam­men geschafft haben. Mir geht es wirk­lich sehr gut, es war die abso­lut rich­ti­ge Ent­schei­dung und ich bin über­glück­lich, dass ich die­sen Weg gegan­gen bin und es auch geklappt hat!

Den­noch ist es kein Geheim­nis, dass die ers­ten Jah­re mit Baby und Klein­kind wahn­sin­nig anstren­gend sind. Der Schlaf­ent­zug, die allei­ni­ge Ver­ant­wor­tung, das ist eine men­ta­le Last, die sehr schwer wiegt. Für vie­le klingt „allein­er­zie­hend“ so sim­pel, aber dazu gehört mehr als neben der Betreu­ung des Kin­des noch ein­zu­kau­fen, zu kochen und die Spül­ma­schi­ne zu bedie­nen. Als Solom­ama ist man immer und ohne Unter­bre­chung kom­plett allei­ne ver­ant­wort­lich für alles. Ich küm­me­re mich um unse­ren Lebens­un­ter­halt, um unse­re Finan­zen, die Alters­vor­sor­ge, Ver­si­che­run­gen, Gesund­heit und alle Ter­mi­ne, ich pla­ne, recher­chie­re und buche Urlau­be, ich hal­te die Woh­nung in Schuss, baue auch alle Möbel sel­ber zusam­men, boh­re Löcher in die Wand, und noch unzäh­li­ge Din­ge mehr. Da braucht es schon eine gute Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on. Und: als Allein­er­zie­hen­de muss man eben alles nach­ein­an­der machen, was in Zwei-Eltern-Fami­li­en par­al­lel erle­digt wer­den kann. Ich bin daher wirk­lich den gan­zen Tag damit beschäf­tigt, Din­ge zu orga­ni­sie­ren und zu erle­di­gen und schla­fe meist maxi­mal 6 Stun­den. Aber das ist auch Typ­sa­che, ich brau­che immer Action und hab 1000 Plä­ne

Wei­te­re Tipps für Sin­gle Moms by Choice

Hast du Tipps für Frau­en, die die­sen Weg gehen möch­ten?

Es ist sehr wich­tig, sich bewusst zu machen, dass die Ent­schei­dung für die­sen Weg ein Pro­zess ist, der Zeit braucht und der eine unver­gleich­li­che emo­tio­na­le Ach­ter­bahn­fahrt ist.

Was mir beson­ders gehol­fen hat, war der Aus­tausch mit ande­ren Solom­amas, die ent­we­der in der­sel­ben Situa­ti­on waren wie ich, sodass man sich gegen­sei­tig ermu­ti­gen konn­te, oder die schon erreicht hat­ten, was ich mir noch so sehr wünsch­te.

Das oben erwähn­te SFMK-Forum ist daher eine gute Adres­se, aber es gibt auch einen sehr guten Blog von Han­na Schil­ler unter www.solomamapluseins.de, in dem sie sehr umfang­reich dar­über infor­miert, wie man Solom­ama wer­den kann.

Dar­über hin­aus füh­ren Han­na und ich ganz aktu­ell unse­re Erfah­run­gen zusam­men auf der nigel­na­gel­neu­en Platt­form www.solomamawege.de . Dort wer­den wir noch detail­lier­ter infor­mie­ren und ganz kon­kre­te Hil­fe­stel­lun­gen geben bei allen Fra­ge­stel­lun­gen rund um die­sen Weg. Wer sich für unse­ren News­let­ter anmel­det, bekommt sofort einen 28-sei­ti­gen Schnell­star­ter-Gui­de mit den wich­tigs­ten Fra­gen dazu, wie man über­haupt los­legt. Außer­dem kann man sich aktu­ell für den kos­ten­lo­sen Kurs „Finan­zen für (zukünf­ti­ge) Solom­amas“ anmel­den, der am 27. Juli star­tet. Die Anmel­dung fin­det ihr unter https://bit.ly/SolomamaFinanzen

Abschlie­ßend kann ich alle, die über die­sen Weg nach­den­ken, wirk­lich nur ermu­ti­gen! Fra­ge dich selbst, was du über dein Leben denkst, wenn du alt bist. Was wirst du bereu­en? Mich hät­te es mein Leben lang gequält, wenn ich nicht zumin­dest ver­sucht hät­te, mir den Her­zens­wunsch eines eige­nen Kin­des zu erfül­len. Für mich war daher klar, dass ich alle Hebel in Bewe­gung set­zen wer­de. Und dir, die du das liest, wün­sche ich von Her­zen, dass du eben­falls den Mut fin­dest und dich nicht von den Mei­nun­gen ande­rer ver­un­si­chern lässt. Bleib stark, behal­te dei­nen Wunsch, dein Ziel vor Augen und wenn du Fra­gen hast, mel­de dich ger­ne unter katrin@solomamaherz.de !

1 Kom­men­tar
  1. Judith sag­te:

    Lie­be Kat­rin, tol­ler Bei­trag, dan­ke! Ich bin aus den­sel­ben Grün­den wie Du den­sel­ben Weg gegan­gen und seit einem Jahr auch glück­li­che Solom­ama eines gesun­den klei­nen Jun­gen. Da ich in Öster­reich lebe und den Ärz­ten hier eine Kin­der­wunsch­be­hand­lung einer allein­ste­hen­den Frau per Gesetz unter­sagt ist, muss­te ich nach Däne­mark mit allen von Dir beschrie­be­nen Fol­gen (zusätz­li­che psy­chi­sche Belas­tung, ob mit der Rei­se alles klappt; Kos­ten). Es war auch schwie­rig, eine Ärz­tin vor Ort zu fin­den, die die Ultra­schal­le macht. Ich möch­te so ger­ne dazu bei­tra­gen, dass das für ande­re Frau­en leich­ter wird. Was kann ich tun? Herz­li­che Grü­ße an Dich und Dei­nen Schatz — Judith

    Ant­wor­ten

Hin­ter­las­se einen Kom­men­tar

An der Dis­kus­si­on betei­li­gen?
Hin­ter­las­se uns dei­nen Kom­men­tar!

Schrei­be einen Kom­men­tar

Dei­ne E‑Mail-Adres­se wird nicht ver­öf­fent­licht. Erfor­der­li­che Fel­der sind mit * mar­kiert