“Wir hatten erst zwei Versuche und es gibt noch so viele Möglichkeiten, die wir beanspruchen können.”
Heute darf ich euch Janine vorstellen. Auf Instagram ist sie als wiener.wunschkind unterwegs. Obwohl Sie sich seit 2 Jahren ein Kind wünscht und bereits 2 negative ICSIS hinter sich hat, bewahrt sie sich eine tolle optimistische Einstellung und hat einige gute Tipps für euch.
Kinderwunsch Unplugged — Heute im Interview
Janine: 29 Jahre (2 ICSIs)
Wegweiser Kinderwunsch:
Wer bist Du? Erzähle uns ein wenig über dich selbst.
Janine:
Mein Name ist Janine, 29 Jahre alt, aus Wien. Kinder habe ich bislang keine. Ich arbeite jedoch mit vielen Kindern, da ich seit 3 Jahren als Lehrerin tätig bin. Meine Mutter hat mich ungewollt im zarten Alter von 20 Jahren bekommen und deshalb war ich immer sehr bedacht darauf ordentlich zu verhüten. Keinesfalls wollte ich vor 27/28 mein erstes Kind haben. Nun, das habe ich ja schon mal geschafft. Aber dass dieses Thema mich eines Tages noch so sehr beschäftigen würde, das hätte ich nicht gedacht…
Wegweiser Kinderwunsch:
Was hast Du auf Deinem Kinderwunsch-Weg alles erlebt?
Janine:
Ich bin mit meinem Mann seit 2014 zusammen. Nach zwei Jahren Beziehung haben wir beschlossen nun ein Kind zu bekommen. Also einfach mal die Pille weglassen, ein paar Monate warten und dann haben wir das Kind im Arm, so war der Plan. Ich war zuversichtlich, habe im Kopf schon das Kinderzimmer eingerichtet, den Kinderwagen ausgesucht und mir Namen überlegt.
Als es nach 6 Monaten noch nicht geklappt hat, hat mein Mann einmal ein Spermiogramm machen lassen — das Ergebnis war ein Schlag in die Magengrube. Weniger als 0,5 Millionen Spermien. Klingt noch immer nach viel. Wenn man jedoch weiß, dass ein gesunder Mann an die 40 Millionen hat, klingt es plötzlich nach nichts mehr. Wir haben unsere, für´s nächste Jahr geplante Hochzeit also vorgezogen. Wenn das Kind nicht so schnell kommen will, dann wird eben zuerst mal geheiratet. Natürlich war ich nach der Hochzeit noch immer nicht schwanger und somit haben wir im August 2017, ein Jahr nach dem Kinderwunsch-Start, den Schritt in das Kinderwunschzentrum gewagt.
- ICSI-Versuch im Oktober 2017: 17 entnommene Eizellen, eine letztendlich top entwickelt -> Einnistung negativ
- ICSI-Versuch im Januar 2018: 11 entnommene Eizellen, drei davon top entwickelt, 2 davon eingefroren -> Einnistung negativ
- Nächste Schritte:
- Immunologischer Befund um festzustellen, ob ich Killerzellen oder Ähnliches in mir trage.
- Einnistungs-Curettage vor dem nächsten Versuch.
- Eventuell folgt darauf noch eine Gebärmutterspiegelung.
- Kryo-Versuch demnächst geplant.
Mein Mann nimmt weiterhin ProFertil Kapseln* und schwarzes Maca-Pulver um seine Spermienqualität zu verbessern. Derzeit liegen wir bereits bei über 2 Millionen Spermien.
Wegweiser Kinderwunsch:
Was sind für dich die größten Herausforderungen und Probleme in Bezug auf den unerfüllten Kinderwunsch?
Janine:
Die größte Herausforderung bei dem ganzen Thema ist und bleibt für mich das Warten. Am allerschlimmsten finde ich das Warten auf das Ergebnis, also die Zeit zwischen dem Embryotransfer und dem Bluttest. Man weiß, dass man einen Embryo in sich trägt, aber nicht, ob er sich gut entwickelt oder überhaupt noch da ist. Man kann den ganzen Tag an nichts anderes denken und muss natürlich auch darauf achten sich gesund zu ernähren, wenig Kaffee zu trinken etc. Also man kann sich ganz schlecht ablenken und die Zeit zieht sich wie Kaugummi.
Finanziell belasten solche Behandlungen natürlich auch, wir sind jedoch noch in der Lage das Geld gut aufbringen zu können. Der Gedanke, dass das bald nicht mehr so sein könnte ist aber selbstverständlich präsent.
Wegweiser Kinderwunsch:
Gab es für dich einen persönlichen Tiefpunkt und wie hast du ihn überwunden?
Janine:
Einen richtigen Tiefpunkt in Bezug auf den Kinderwunsch gab es bei mir bislang noch nicht. Wir hatten erst zwei Versuche und es gibt noch so viele Möglichkeiten an Hilfsmitteln und Untersuchungen, die wir beanspruchen können. Das stimmt uns beide eigentlich noch recht zuversichtlich.
Wegweiser Kinderwunsch:
Was gibt dir sonst noch Kraft und Mut auf deinem Weg?
Janine:
Dadurch, dass ich mit dem Thema sehr offen umgehe, schöpfe ich Mut und Kraft aus den verschiedensten Quellen. Ich habe schon viele Geschichten von Paaren gehört, die lange gekämpft habe und letztendlich doch erfolgreich waren, das lässt einen immer wieder nach vorne blicken. Mein Mann gibt mir durch seine eigene Stärke unheimlich viel Kraft und dafür bin ich am meisten dankbar.
Was mir auch sehr hilft ist mein Instagram-Profil wiener.wunschkind, das ich im Zuge der ersten Behandlungen angelegt habe. Der Austausch mit so vielen anderen Betroffenen Paaren lässt einen wissen, nicht alleine dazustehen, das gibt immer wieder neuen Mut.
Wegweiser Kinderwunsch:
Wie offen gehst Du mit dem unerfüllten Kinderwunsch um?
Janine:
Mein Mann und ich sprechen sehr offen über unseren Kinderwunsch und die damit verbundenen Probleme. Wir verheimlichen es eigentlich vor niemandem, außer vor meinem Arbeitgeber, da dies negative Auswirkungen auf die Verlängerung meines Dienstvertrages haben könnte. Ich setze unerfüllten Kinderwunsch mit anderen, ganz normalen Krankheiten gleich. Wenn ich schlechtes Zahnmaterial habe und daher öfter zum Zahnarzt muss spreche ich ja auch darüber, warum also nicht in diesem Fall!
Wegweiser Kinderwunsch:
Wurdest Du in Bezug auf den Kinderwunsch mit unsensiblen Fragen oder Kommentaren konfrontiert?
Janine:
Hier muss ich ganz klar sagen: Nein. Natürlich haben wir auch schon die üblichen Tipps bekommen, wie „Ihr müsst euch nur entspannen, dann klappt das schon.“ Aber das ist für mich in Ordnung. Personen, die solche Kommentare äußern meinen es auch nur gut und kennen sich eben bei dieser Thematik weniger aus, verständlich. Kommentare unter der Gürtellinie á la „Kinder aus dem Reagenzglas sind keine richtigen Kinder“ habe ich mir persönlich noch nie anhören müssen. Bis jetzt habe ich nur positive Rückmeldungen bekommen.
Wegweiser Kinderwunsch:
Wie weit würdest Du für den Kinderwunsch gehen? Gibt es einen Plan B ?
Janine:
Für uns kommt alles in Frage: Samenspende, Eizellenspende, alle möglichen Untersuchungen und Behandlungen. Nur zum Thema Adoption traue ich mich zum heutigen Standpunkt noch nicht klar „ja“ zu sagen. Dafür ist mir das Erlebnis Schwangerschaft und dass das Kind eine Mischung aus „dir & mir“ sein soll zu wichtig. Ich schließe jedoch nicht aus, dass sich diese Meinung noch ändern kann.
Wegweiser Kinderwunsch:
Welche Tipps hast du für andere Paare mit Kinderwunsch?
Janine:
Als Zeitvertreib falls mal wieder warten angesagt ist, empfehle ich das Buch „Komm schon, Baby“* von Lea Lemon. Leider nur als E‑book erhältlich, aber witzig zu lesen und authentisch geschrieben.
Den Zykluscomputer von Clearblue* habe ich in den ersten Monaten unseres Kinderwunsches benutzt. Er funktioniert zuverlässig und ich kann ihn nur weiterempfehlen.
Ansonsten kann ich nur sagen: Man weiß gar nicht wie viele Paare im engeren Umfeld eigentlich von unerfülltem Kinderwunsch betroffen sind. Die meisten sprechen nicht großartig darüber und so weiß man gar nicht, dass die Mutter einer alten Schulkollegin vor ihren Kindern drei Fehlgeburten hatte oder dass das Nachbarskind mithilfe künstlicher Befruchtung nach dem vierten Versuch entstanden ist. Lasst euch also nicht den Mut nehmen, ihr seid, wie auch wir, ein Paar von vielen. Von vielen, die es eines Tages schaffen werden, auch wenn es ein paar Anlaufschwierigkeiten gab.
Wegweiser Kinderwunsch:
Möchtest Du den Lesern sonst noch etwas mit auf den Weg geben?
Janine:
Ich habe in der Instagram-Community einmal einen Ratschlag erhalten, den ich sehr gut fand und an den ich mich gerne immer wieder zurückerinnere: Ein fehlgeschlagener Versuch bedeutet nicht gescheitert zu sein, wieder bei Null anfangen zu müssen. Er bedeutet einen weiteren Schritt geschafft zu haben auf eurem Weg zum Baby. Man muss jeden Rückschlag als Teil von einem Ganzen sehen, durch den man immer weiter und weiter nach vorne kommt.
Klingt doch gut, oder? 😉
Wegweiser Kinderwunsch:
Vielen lieben Dank Janine für dieses tolle Gespräch. Deine optimistische Art an die Dinge heranzugehen, gefällt mir sehr gut. Ich glaube, dass es auf dem Weg zum Wunschkind sogar ein ganz wichtiger Baustein ist. Auch den Ratschlag am Ende finde ich klasse. Nur wenn man den Weg geht, kann man irgendwann am Ziel ankommen. Ganz viel Glück auf DEINEM Weg.
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Ich bin Claudia. Kinderwunsch-Bloggerin mit über 10 Jahren eigener Kinderwunsch-Erfahrung: Endometriose-Fighterin, IVF-Kennerin, ICSI-Schwester, Pimp my Eggs Befürworterin und Initiatorin der Kinderwunsch-Bewegung #1von7
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