Zwei Kin­der trotz PCO: mit Clo­mi­fen und IVF zum Fami­li­en­glück

Kinder mit PCO: Clomifen und IVF

Bine ist 31 Jah­re alt, unfrucht­bar und lebt mit ihrer Fami­lie in einem klei­nen Städt­chen an der Küs­te süd­lich von San Fran­cis­co. Eigent­lich woll­te sie immer Leh­re­rin wer­den, doch dann kam alles ein wenig anders und jetzt bloggt sie auf mamafieber.com über Kin­der­wunsch, Schwan­ger­schaft und Fami­lie. Und natür­lich über ihr Leben in den USA. Hier spricht Sie offen über Ihre Erfah­run­gen mit PCO, das Leben ohne Eisprung, Clo­mi­fen, IVF und den uner­füll­ten Kin­der­wunsch. 

Vor­ab: ich bin ein Glücks­pilz. Ich habe das gro­ße Glück und erwar­te schon ganz bald mei­ne zwei­te Toch­ter.

Also, wie war das bei uns? Ange­fan­gen hat­te alles im Jahr 2014. Da hat­ten wir beschlos­sen das The­ma Kind anzu­ge­hen. Wäh­rend alle um mich her­um “ein­fach so” schwan­ger wur­den, pas­sier­te bei uns abso­lut nichts. Zu die­sem Zeit­punkt dach­ten wir uns nicht so viel dabei, denn schließ­lich kann es ja auch eine Wei­le dau­ern.

Irgend­wann ging es dann zur Vor­sor­ge zur Frau­en­ärz­tin und die ver­schrieb mir gleich ein Medi­ka­ment zur Sti­mu­la­ti­on. Ihre Wor­te: war­um war­ten? Die War­te­rei sei nur depri­mie­rend. Wie recht sie hat­te. Ich nahm also das Medi­ka­ment, soll­te Ovu­la­ti­ons­tests machen und per Blut­tests kon­trol­lie­ren las­sen, ob ich einen Eisprung habe. Es stell­te sich her­aus, dass bei mir gar nichts pas­sier­te. Also gab es eine höhe­re Dosis, auch hier pas­sier­te nichts. Selbst bei der höchs­ten Dosis woll­te mein Kör­per kein Ei sprin­gen las­sen. Also gab es Clo­mi­fen.
Und sie­he da: ich hat­te in die­sem Zyklus doch tat­säch­lich einen Eisprung. Was aber noch viel bes­ser war: ich wur­de in die­sem Zyklus schwan­ger. Über­glück­lich über die­ses Ergeb­nis mach­te ich mir über die Zukunft kei­ne Sor­gen, denn das waren bestimmt nur Anlauf­schwie­rig­kei­ten.
Pus­te­ku­chen.

  Wir gin­gen das Pro­jekt Geschwis­ter­chen rela­tiv früh an, “just in case”, falls es wie­der ein biss­chen län­ger dau­ern wür­de.

Doch mit dem Wech­sel unse­rer Kran­ken­kas­se hier in den USA muss­te ich auch den Arzt wech­seln. Da ich nach meh­re­ren Mona­ten noch immer nicht schwan­ger war und ich kei­nen posi­ti­ven Ovu­la­ti­ons­test hat­te, kon­tak­tie­re ich mei­nen Frau­en­arzt, der mich gleich in die Kin­der­wunsch­kli­nik ver­wies.

Zuge­ge­ben, ich fühl­te mich bei unse­rem ers­ten Ter­min ein wenig fehl am Platz. Schließ­lich war ich doch schon Mama und brauch­te nur wie­der die­ses Clo­mi­fen, dann wür­de das schon klap­pen. Doch bei die­sem Ter­min bekam ich die Dia­gno­se: PCO-Syn­drom und sekun­dä­re Ste­ri­li­tät. Ganz toll.

Mir wur­de Clo­mi­fen ver­schrie­ben, doch in die­sem Zyklus wur­de ich nicht schwan­ger. Dar­auf­hin gab es wie­der Clo­mi­fen, dies­mal mit einer Inse­mi­na­ti­on — doch auch hier wur­de ich nicht schwan­ger. So ging es wei­ter, man wech­sel­te zwi­schen­zeit­lich das Medi­ka­ment, aber irgend­wie klapp­te es ein­fach nicht — trotz Eisprung.

 Ich hat­te ins­ge­samt 4 Inse­mi­na­tio­nen und die Ärz­te teil­ten mir mit, dass hier jetzt End­sta­ti­on für mich sei. Der nächs­te Schritt sei eine IVF.

Geschockt und ent­täuscht dach­ten wir über unse­re Mög­lich­kei­ten nach. Neben der psy­chi­schen Belas­tung gab es hier näm­lich noch eine Finan­zi­el­le, da nahe­zu kei­ne Kran­ken­ver­si­che­rung in den USA die Kos­ten für eine IVF über­nimmt. So auch in unse­rem Fall. Woll­ten wir es ris­kie­ren und $15.000 bis $20.000 für einen Ver­such aus­ge­ben? Was, wenn es danach noch immer nicht geklappt hat­te? Das war eine sehr schwie­ri­ge Zeit, mit vie­len Dis­kus­sio­nen und Trä­nen.

Es kam uns schließ­lich die Idee, die IVF in Deutsch­land durch­füh­ren zu las­sen. Alles sprach dafür: Unter­stüt­zung durch Fami­lie und Freun­de, eine klei­ne­re Kiwu-Kli­nik (wo man nicht nur eine Num­mer ist) und vor allem: ein Bruch­teil der Kos­ten, der in den USA auf uns zuge­kom­men wäre.

Ich weiß gar nicht, wie wir das alles geschafft haben, aber im April ging es dann zur IVF nach Deutsch­land. Es wür­de den Rah­men spren­gen, wenn ich euch davon im Detail berich­ten wür­de, also nur so viel: am Ende blieb von 18 Eizel­len ein befruch­te­ter Embryo übrig, der mir an Tag 2 als Vier­zel­ler ein­ge­setzt wur­de. Ich war am Boden zer­stört und war mir sicher, dass es nicht klap­pen wür­de.

Noch bevor man tes­ten konn­te ging es für mich wie­der zurück nach Kali­for­ni­en. Plötz­lich ging es mir nicht gut, mein Bauch schwoll an und es stell­te sich her­aus, dass ich eine leich­te Über­sti­mu­la­ti­on hat­te. War­um? Der stei­gen­de HCG-Wert hat­te die­se aus­ge­löst — ich war schwan­ger.

Das war der Anfang mei­ner Schwan­ger­schaft, die auf­grund von Blu­tun­gen alles ande­re als ent­span­nend für mich begann. Doch schon ganz bald soll es soweit sein, dann dür­fen wir hof­fent­lich unse­re zwei­te Toch­ter in die Arme schlie­ßen.

 Jeder, der einen uner­füll­ten Kin­der­wunsch hat oder hat­te, weiß, wie schreck­lich die­se Zeit ist.

Die­se Unge­wiss­heit, ob es denn (noch ein­mal) klap­pen wird. Plötz­lich wer­den alle um einen her­um schwan­ger, nur man selbst nicht. Dann der Druck in der Bezie­hung. Man redet und denkt an nichts ande­res mehr. Zärt­lich­keit wird auf die frucht­ba­ren Tage redu­ziert.

Dann distan­ziert man sich von sei­nen schwan­ge­ren Freun­den, denn man erträgt es nicht, wenn sich die­se über ihre Weh­weh­chen unter­hal­ten, wäh­rend man sich selbst täg­lich Sprit­zen in den Bauch rammt.

Zudem die finan­zi­el­len Sor­gen, wenn die Kran­ken­kas­se die Behand­lun­gen nicht über­nimmt. Ich könn­te hier ver­mut­lich ein gan­zes Buch fül­len und das, obwohl unse­re Kin­der­wunsch­zeit glück­li­cher­wei­se nur so kurz war. Des­halb: die Aus­wir­kun­gen eines uner­füll­ten Kin­der­wun­sches wer­den häu­fig unter­schätzt.

Es gab so vie­le Tief­punk­te, so vie­le Trä­nen. Mit jeder geschei­ter­ten IUI lern­te ich einen neu­en Tief­punkt in mei­nem Leben ken­nen. Eigent­lich woll­te ich mei­ne Kin­der so dicht wie mög­lich auf­ein­an­der haben, doch irgend­wann kam der Tag, an dem ich akzep­tie­ren muss­te: die­ser Wunsch wird nie in Erfül­lung gehen.

Ein Tief­punkt, der mir aber immer in Erin­ne­rung blei­ben wird, war fol­gen­der Arzt­be­such: ganz neben­bei teil­te man mir mit, dass man in mei­ner Kin­der­wunsch­kli­nik nur 6 Zyklen hät­te, bevor einem nur noch die IVF übrig blie­be. Das war bei mei­nem vier­ten oder fünf­ten Zyklus. Ich war scho­ckiert, schließ­lich wäre das eine Infor­ma­ti­on gewe­sen, die man mir schon ganz am Anfang der Behand­lung hät­te geben sol­len.

 Über­wun­den habe ich die­se fürch­ter­li­che Zeit in mei­nem Leben durch das Auf­schrei­ben mei­ner Gedan­ken und Gefüh­le.

Mein Blog Mama­fie­ber war das Ven­til, das mich davor schütz­te, nicht zu plat­zen. Hät­te ich das nicht gehabt, dann wäre ich ver­mut­lich ver­zwei­felt.

Erst beim Pro­jekt Geschwis­ter­chen mit der PCO-Dia­gno­se wur­de das The­ma uner­füll­ter Kin­der­wunsch so rich­tig zum all­täg­li­chen Beglei­ter. Ich hat­te lan­ge über­legt, ob ich wirk­lich auf einem Blog dar­über schrei­ben soll­te — was, wenn Bekann­te her­aus­fin­den wür­den, dass bei mir etwas nicht stimmt, dass ich unfrucht­bar bin?

Ich brauch­te aber die­ses Ven­til - ich muss­te mei­ne Gedan­ken und Gefüh­le auf­schrei­ben. Ob es jemals jemand lesen woll­te war mir in die­sem Moment nicht so wich­tig. Es war mei­ne Eigen­the­ra­pie, die mich davor beschütz­te, die Hoff­nung nicht auf­zu­ge­ben. Der Blog Mama­fie­ber war gebo­ren. (www.mamafieber.com)

Zuge­ge­ben, es hat­te mich ein wenig Über­win­dung gekos­tet, so offen mit dem The­ma umzu­ge­hen und der gan­zen Welt zu offen­ba­ren, was mit mir los ist. Aber schnell merk­te ich, dass ich nicht allei­ne war. Durch mei­ne Offen­heit öff­ne­ten sich vie­le Men­schen in mei­nem Umkreis, die ähn­li­che Pro­ble­me hat­ten oder haben. Der Aus­tausch mit ande­ren Betrof­fe­nen ist so wich­tig und hat mir immer gehol­fen, die Hoff­nung nicht auf­zu­ge­ben.

 Ich bin mir sicher, dass sich jedes Paar mit einem uner­füll­ten Kin­der­wunsch die­se Sprü­che anhö­ren muss

“Na, wann ist es bei euch soweit? Was, immer noch kein Kind unter­wegs? So lang­sam wird es Zeit! Wollt ihr denn kei­ne Kin­der?”

Ich hat­te bei sol­chen Sprü­chen ver­sucht abzu­win­ken oder abzu­len­ken. Glück­li­cher­wei­se muss­ten wir ja nicht all­zu lan­ge auf unse­re Toch­ter war­ten, sodass bei uns erst beim Ver­such ein Geschwis­ter­chen zu bekom­men die­se Sprü­che wie­der anfin­gen. Häu­fig wur­de mir gesagt: “Jetzt wird es aber Zeit mit einem Geschwis­ter­chen, meinst du nicht? Es ist doch toll, wenn die Klei­nen mit­ein­an­der auf­wach­sen.” Die­se Wor­te taten immer sehr weh, schließ­lich war es doch mein größ­ter Wunsch, mei­ne Kin­der so dicht wie mög­lich auf­ein­an­der zu haben.

Aber ein wei­te­rer Spruch, der mir regel­recht das Herz brach: “du bist doch schon Mut­ter, sei doch zufrie­den mit dem was du hast. Ande­re haben gar kein Kind.” Ja, in der Theo­rie macht das ja Sinn, aber das Herz will, was es will. Und der Wunsch nach einem zwei­ten Kind war genau­so groß wie der Wunsch nach dem ers­ten. In sol­chen Momen­ten schluck­te ich die Trä­nen her­un­ter und ver­such­te zu erklä­ren, wie es sich anfühlt. Ob das was gebracht hat? Schwer zu sagen, denn mei­ner Mei­nung nach kann man das nur so rich­tig nach­voll­zie­hen, wenn man selbst in die­ser Situa­ti­on war.

Mei­ne Erfah­rung hat aller­dings gezeigt, dass man sich weni­ger sol­che Sprü­che anhö­ren muss, je offe­ner man mit dem The­ma umgeht. Und sind wir mal ehr­lich: die­se Sti­che­lei­en ande­rer sind ja auch nicht böse gemeint, auch wenn sie die Betrof­fe­nen sehr ver­let­zen.

 Mein Tipp: ver­su­che dich nicht zu stres­sen und ach­te auf dei­nen Kör­per.

Ler­ne dei­nen Kör­per bes­ser ken­nen und ent­wick­le ein Gefühl dafür, wann du frucht­bar bist. Apps, Basal­t­em­pe­ra­tur und Ovu­la­ti­ons­tests sind dabei sehr hilf­reich.

Lese­emp­feh­lung von Weg­wei­ser Kin­der­wunsch:
Zyklus­com­pu­ter 2020 — Belieb­te Gerä­te im Ver­gleich
Sie hel­fen bei der Bestim­mung der frucht­ba­ren Tage.

In der Kin­der­wunsch-Zeit kann der Aus­tausch mit ande­ren “Hib­bel­tan­ten” sehr hilf­reich sein. Da gibt es vie­le Grup­pen auf Face­book oder in diver­sen Apps.

Wenn du das Gefühl haben soll­test, dass du kei­nen Eisprung hast, dann sprich das unbe­dingt bei dei­nem Frau­en­arzt an. Die­ser kann dann genau­er nach­for­schen, ob bei dir alles in Ord­nung ist.

Mir liegt immer sehr am Her­zen, ande­ren zu zei­gen, dass sie nicht allei­ne sind. Je offe­ner man mit dem The­ma uner­füll­ter Kin­der­wunsch umgeht, des­to mehr trifft man auf Lei­dens­ge­nos­sen. Gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zung und der Aus­tausch hel­fen dabei, nicht völ­lig die Ner­ven in die­ser schwie­ri­gen Zeit zu ver­lie­ren.

Außer­dem rate ich Jedem, so früh wie mög­lich einen Arzt auf­zu­su­chen, soll­te eine Schwan­ger­schaft aus­blei­ben. Es ist nichts dabei und es soll­te auch kei­nem pein­lich sein. Hil­fe auf­zu­su­chen und anzu­neh­men, soll­te man sie brau­chen, ist ein Zei­chen der Stär­ke.

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