Meine beste Freundin ist schwanger — ein offener Brief
Es fällt mir schwer offen zuzugeben, dass ich neidisch bin.
Ich habe Schuldgefühle, weil ich neidisch bin.
Ich habe dir zur Schwangerschaft gratuliert und so getan, als ob ich mich riesig für dich freue. Natürlich freue ich mich für dich. Aber tief in mir kann ich trotzdem keine richtige Freude empfinden. Als ich alleine war, habe ich sogar geweint. Geweint, weil ich neidisch bin auf alles was du bald erleben wirst, geweint über mein eigenes Kind, das vielleicht niemals geboren wird und geweint über mich selbst. Wie kann ich nur so neidisch sein auf meine beste Freundin? Ja, ich habe große Schuldgefühle deshalb.
Ich lese viel im Internet über den unerfüllten Kinderwunsch und weiß, dass diese Gefühle normal sind. Viele Frauen sprechen online anonym über ihre Neid- und Schuldgefühle. Aber es ist immer noch Tabu diese Gefühle offen auszusprechen. Nicht alle Frauen stoßen auf Verständnis, wenn sie über ihre Sorgen und Ängste sprechen. Ich hoffe, dass du mich verstehen kannst.
Ich bin traurig, wütend und habe Angst.
Nicht schwanger zu werden, ist für mich ein schwerer Schicksalsschlag und macht mich jeden Tag unendlich traurig. Ich bin traurig darüber, dass sich mein größter Wunsch nicht erfüllt und andere dieses Glück erfahren dürfen. Und es macht mich wütend, dass andere teilweise so selbstverständlich mit ihrem Glück umgehen, ohne es wertzuschätzen. Außerdem habe ich Angst, dass ausgerechnet wir in dieser Hinsicht versagen werden: “Alle Welt wird einfach schwanger. Warum nicht wir?!”
Oft bekommen wir gute Ratschläge “Entspannt euch doch mal”, “Im Urlaub klappt es bestimmt”, “Ihr dürft nur nicht mehr dran denken”. Das macht es nicht einfacher, im Gegenteil unsere Trauer, Angst und Wut wird mit jedem dieser Ratschläge größer.
Es ist auch für dich keine einfache Situation.
Du wünschst mir, dass ich schwanger werde. Vielleicht wärst du sogar froh gewesen, wenn ich vor dir positiv getestet hätte. Schließlich probieren wir es schon einige Zeit länger. Du bist dir jetzt bestimmt unsicher, wie du dich mir gegenüber verhalten sollst. Das ist auch für dich nicht einfach. Aber ich weiß, dass du verstehst, wenn ich Zeit brauche.
Es wird Tage geben, an denen ich mich offen mit dir freuen kann. Es wird aber auch Tage geben, an denen ich mich zurückziehe und Abstand brauche. Ich weiß selbst noch nicht, was überwiegen wird. Ich hoffe, du kannst dies verstehen und gibst mir Zeit. Zeit, in der ich mich an die neue Situation gewöhnen kann.
Auch wenn ich mich eine zeitlang zurückziehen sollte, musst du wissen, dass dies nichts mit unserer Freundschaft zu tun hat. Vor allem, weil wir uns so nahe stehen, löst deine Schwangerschaft diese komplizierten Gefühle in mir aus. Ich würde dich so gerne in dieser besonderen Zeit begleiten, aber ich bin leider nicht immer in der Lage dazu.
Danke für dein Verständnis.
Auch wenn sich unsere Freundschaft durch die Schwangerschaft und das Baby verändern wird, sollst du wissen, dass du immer meine Freundin bleiben wirst. Ich bin froh, dass wir füreinander da sind. In guten und in schwierigen Zeiten.
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Ich bin Claudia. Kinderwunsch-Bloggerin mit über 10 Jahren eigener Kinderwunsch-Erfahrung: Endometriose-Fighterin, IVF-Kennerin, ICSI-Schwester, Pimp my Eggs Befürworterin und Initiatorin der Kinderwunsch-Bewegung #1von7
Bei mir ist es schon sehr lange her (13 Jahre), aber ja, genauso fühlt es sich an. Ich verstehe den Schmerz, das Leid, die Verzweiflung, die Wut, die Trauer, all das, was euch (noch) kinderlose bewegt. Ihr seid nicht allein.
Fühlt euch umarmt!
Genau das ist das was ich empfinde wenn jemand in meiner Umgebung schwanger ist! Ich möchte mich so gerne freuen denke aber nur wieso ich nicht?