Vie­le Paa­re sind in der Kin­der­wunsch-Kli­nik, aber nie­mand spricht dar­über

Über Kinderwunsch sprechen
Chris­ti­na ist 37 Jah­re alt, kommt aus Öster­reich und wünscht sich seit 3 Jah­ren ein Kind. Inzwi­schen hat sie meh­re­re künst­li­che Befruch­tun­gen hin­ter sich und fest­ge­stellt, dass viel zu wenig über den uner­füll­ten Kin­der­wunsch gespro­chen wird — des­halb grün­de­te sie den Kin­der­wunsch­blog “Die Frucht­bar” und eine Selbst­hil­fe­grup­pe in Wien.

Selbst seit 2 Jah­ren in der Kin­der­wunsch-Kli­nik

Wir ver­su­chen seit ins­ge­samt drei Jah­ren schwan­ger zu wer­den, in der Kin­der­wunsch­kli­nik sind wir seit zwei Jah­ren. Anfangs gab es – abseits vom Sper­mio­gramm in schwan­ken­der Qua­li­tät – eigent­lich kei­nen Grund für unse­re Unfrucht­bar­keit. Der Kre­mer­test war zwar posi­tiv, doch die­ser Test ist bekannt­lich sehr umstrit­ten. Nach vier erfolg­lo­sen Inse­mi­na­tio­nen und einer ICSI ging ich dann zu einem ande­ren Gynä­ko­lo­gen. Er hat mei­nen Hor­mon­spie­gel auch in der zwei­ten Zyklus­hälf­te ange­se­hen und ent­deckt, dass mein Pro­lac­tin­spie­gel für eine Ein­nis­tung zu hoch war. Ich habe eine Auto­im­mun­erkran­kung der Schild­drü­se, da ist das eigent­lich kei­ne Sel­ten­heit. Trotz­dem hat­te das nie­mals jemand kon­trol­liert. Mitt­ler­wei­le sind wir mit­ten im drit­ten Trans­fer.

Ich neh­me sehr vie­le ver­schie­de­ne Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel, vor allem auch für die Schild­drü­se (Myo-Ino­si­tol, Ashwa­gan­dha). Ab und zu gehe ich zu einer TCM Ärz­tin, die mir Kräu­ter ver­schreibt, aku­punk­tiert und schröpft. Für mei­ne Psy­che mache ich auch sehr viel Yoga. Und mitt­ler­wei­le ist da zum Glück die Aus­tausch­grup­pe für den Kin­der­wunsch, die ich gegrün­det habe, eine sehr gro­ße Hil­fe. Wir tref­fen uns der­zeit zwar nur online, aber es ist jedes Mal so ein schö­nes Gefühl, die ande­ren zu sehen und zu hören, wie es ihnen geht. Und gera­de in die­sen Zei­ten ist es beson­ders wert­voll, sich mit ande­ren aus­zu­tau­schen, sich gemein­sam auf­zu­re­gen, zu trau­ern oder auch zu lachen.

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Die Kin­der­wunsch-Behand­lun­gen emp­fin­de ich stres­sig

Kinderwunsch-Behandlung stressig

Die Kin­der­wunsch­be­hand­lun­gen emp­fin­de ich jedes Mal anders! Meis­tens aber als stres­sig. Es gibt so vie­le Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, immer befürch­te ich, dass ich selbst etwas falsch mache. Mir fehlt da lei­der das Ver­trau­en, dass alles auch so klappt. Der Grund dafür ist auch, dass nie­mand mei­ne Hor­mo­ne in der zwei­ten Zyklus­hälf­te kon­trol­liert hat­te und des­halb der zu hohe Pro­lac­tin-Spie­gel nicht ent­deckt wur­de. Seit­her bin ich lei­der noch miss­traui­scher gewor­den, was noch alles schief gehen könn­te.

Kör­per­lich habe ich bis­her lei­der immer „den rich­ti­gen Rie­cher“ gehabt und gewusst, dass ich nicht schwan­ger sein wer­de. Inso­fern war mei­ne Auf­re­gung vor dem Test nicht mehr so groß. Manch­mal war die Ent­täu­schung im nor­ma­len Zyklus noch viel grö­ßer, erst recht wenn der nächs­te Trans­fer bevor­stand. Wir ver­su­chen es wei­ter­hin auf natür­li­chem Weg!

Die vie­len Ter­mi­ne sind für mich wahn­sin­nig anstren­gend. Neben dem Pflicht­pro­gramm gibt es ja noch die vie­len Extras: TCM, Osteo­pa­thie, etc. Den Groß­teil davon kann nur ich wahr­neh­men – mit Coro­na nimmt das jetzt noch zu.

Nicht nur die Ter­mi­ne belas­ten die Bezie­hung. Es gibt so vie­le Ent­schei­dun­gen, die es gemein­sam zu tref­fen gilt. Als Paar hat uns die­se Erfah­rung aber sicher auch stär­ker gemacht! Wenn es dann klappt, kom­men auch vie­le neue und schwie­ri­ge Erfah­run­gen auf uns zu – für die sind wir nun hof­fent­lich bes­tens gerüs­tet!

Noch schwie­ri­ger emp­fand ich oft auch den Umgang mit dem Umfeld: wem sagst du es, wem bes­ser nicht? Man­che Freund­schaf­ten hal­ten das The­ma gut aus, ande­re nicht. Und beson­ders schwer ist es natür­lich zu ver­kraf­ten, wenn eine Freun­din nach der nächs­ten pro­blem­los schwan­ger wird.

So vie­le Frau­en sind betrof­fen und in der Kin­der­wunsch-Kli­nik, aber nie­mand spricht dar­über

Als wir vor zwei Jah­ren zum ers­ten Mal in einer Kin­der­wunsch­kli­nik waren, wuss­te ich so gut wie nichts über das The­ma. Ein paar Frau­en im Bekann­ten­kreis hat­ten zwar Pro­ble­me mit ihrem Zyklus – aber mit zusätz­li­chen Hor­mo­nen klapp­te es dann auch auf natür­li­chem Wege.

Die meis­ten mei­ner Freun­din­nen waren nach dem Abset­zen der Pil­le sowie­so sofort schwan­ger. Inse­mi­na­tio­nen, IVF, die gesam­te Preis­lis­te der Kin­der­wunsch­kli­nik: für uns bei­de war das völ­li­ges Neu­land.

Ich wuss­te nicht, wo ich mich Hin­wen­den soll­te. Sicher, bei der Inse­mi­na­ti­on stel­len sich noch weni­ger Fra­gen. Aber spä­tes­tens im Febru­ar 2020, bei unse­rer ers­ten ICSI, hät­te ich mich so ger­ne aus­ge­tauscht. Ich hat­te zum Glück wenigs­tens eine Freun­din, die schon Egg Free­zing hin­ter sich hat­te.

Aber war­um gab es da bloß kaum Infor­ma­tio­nen, Aus­tausch­grup­pen, erst recht nicht in Öster­reich? So vie­le Frau­en waren betrof­fen, so vie­le Paa­re in der Kin­der­wunsch­kli­nik, aber nie­mand spricht dar­über! Oft nicht mal mit den nächs­ten Ver­wand­ten. Ich woll­te die Lücke fül­len, Bewusst­sein schaf­fen, die­ses Tabu bre­chen.

Denn je mehr ich im Freun­des­kreis drü­ber sprach, je mehr Bücher ich las, umso kla­rer wur­de mir, wie vie­le Paa­re eigent­lich betrof­fen sein müs­sen. Der Stein des Ansto­ßes war dann der Kon­takt zu einer Jour­na­lis­tin vom Stan­dard, einer öster­rei­chi­schen Tages­zei­tung

Ich habe damals mit ihr Kon­takt auf­ge­nom­men und durch die­se Koope­ra­ti­on habe ich mitt­ler­wei­le auch einen Kin­der­wunsch­blog. Ich wün­sche mir, dass ande­re nicht so eis­kalt vom The­ma erwischt wer­den und dass sie wis­sen, wohin sie sich wen­den sol­len.

Über Kinderwunsch sprechen

Vie­les gibt mir Kraft auf dem Kin­der­wunsch-Weg

Neben mei­nen Yoga­ein­hei­ten, gibt es noch ande­re Din­ge, die mir in die­ser schwie­ri­gen Zeit Mut und Kraft gege­ben haben. Am Anfang waren das vor allem Bücher von Frau­en, die selbst betrof­fen sind:

Durch Zufall bin ich auch auf Saski­as Fami­ly­b­log gesto­ßen. Lei­der waren dann auch bald Freun­din­nen von Fehl­ge­bur­ten und Unfrucht­bar­keit betrof­fen. Das hat mich bestärkt, den Blog „Die Frucht­bar“ zu star­ten und spä­ter auch die Selbst­hil­fe­grup­pe zu grün­den. Bei­des gibt mir enor­me Kraft. Ich habe auf mei­nen Arti­kel im Stan­dard so vie­le posi­ti­ve Zuschrif­ten bekom­men, ich war wirk­lich über­wäl­tigt und manch­mal auch zu Trä­nen gerührt. An die­ser Stel­le: DANKE!!!

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Pati­ent cou­ple con­sul­ting with doc­tor © Can­va
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