Kin­der­wunsch Burn­out: Erst nach der Geburt habe ich gemerkt wie kaputt ich war

Burnout Kinderwunsch

Jen­ny wur­de nach 5 schwe­ren Kin­der­wunsch-Jah­ren nach der 5. ICSI end­lich schwan­ger — mit Zwil­lin­gen. Erst nach der Geburt hat sie bemerkt, wie­viel ihr die Kin­der­wunsch-Zeit abver­langt hat. Die Erwar­tun­gen an das Mut­ter­glück stei­gen in die­ser Pha­se immens. Wenn sich das ersehn­te Hap­py End der Gefüh­le nach der Geburt nicht ein­stellt, wird sel­ten dar­über gespro­chen. Dabei ist es gar nicht so sel­ten: das Kin­der­wunsch-Burn­out. 

Dan­ke Jen­ny für die­sen ehr­li­chen und muti­gen Erfah­rungs­be­richt. Auf Insta­gram schreibt Jen­ny unter dem Pseud­onym @kiwu.journey

Die Erwar­tun­gen wur­den mit der Dau­er des Kin­der­wunschs immer grö­ßer

Ich habe gedacht, dass die Geburt der Sieg wäre, doch tat­säch­lich fing der Kampf erst dann rich­tig an. Ich weiß um die Erwar­tun­gen die im Lau­fe einer lan­gen Kin­der­wunsch­zeit immer grö­ßer wer­den. Sicher gibt es die­se Hap­py-End-und-nichts-als-Hap­py-End-Ver­läu­fe, doch so lief mei­ne Geschich­te nicht. Erst nach dem Ende des Kin­der­wunschs habe ich wirk­lich gemerkt wie kaputt, wie fern von mir selbst ich war. Kin­der­wunsch Burn­out!! Guckt mich an, das Lächeln ist auf­ge­setzt.

Kinderwunsch Burnout

Baby-Glück über­schat­tet vom Kin­der­wunsch Burn­out

Plötz­lich: zwei Babys, ein neu­es Leben — über­schat­tet vom alten Leben. Das war nicht wie erwar­tet ganz weit weg, son­dern prä­sen­ter als je zuvor. Im Nach­hin­ein kann ich weder sagen war­um ich bei der 5. ICSI end­lich gesund schwan­ger wur­de (dop­pelt 🙏), noch was ich im Vor­feld hät­te anders machen kön­nen, um psy­chisch gesund die­ses Leben zu emp­fan­gen. Wir haben Pau­sen gemacht, nichts unüber­legt über­stürzt…

Zu jeder Zeit fühl­te ich mich bereit und gut vor­be­rei­tet für die Behand­lun­gen. Aber habe ich wirk­lich gelebt? Alles fühl­te sich unvoll­stän­dig, fremd­ge­steu­ert an. An irgend­ei­nem Punkt habe ich ver­passt alles ver­nünf­tig zu ver­ar­bei­ten, immer enger gefan­gen zwi­schen Ach­ter­bahn und Karus­sell… Zur letz­ten ICSI spür­te ich die Läh­mung, in mir drin schrie alles nach “Ich kann nicht mehr!”. In mei­nem Kopf gab es kei­ne Schlacht­plä­ne für die Zukunft mehr.

Die Lebens­kraft hat­te sich durch mein Kin­der­wunsch Burn­out auf­ge­löst

Ich hät­te mir gewünscht mehr bereit gewe­sen zu sein, als es dann plötz­lich hieß “Posi­tiv”. Wie kann man nach 5 Jah­ren Kiwu nicht bereit sein? Ich habe lan­ge gebraucht um mir ein­zu­ge­ste­hen, dass sich irgend­wann auf dem Weg immer mehr (Lebens-)Kräfte in Luft auf­ge­löst, Gren­zen erreicht oder über­schrit­ten waren. In einem Zustand also, in dem ich mich drin­gend um mich selbst küm­mern muss­te, konn­te ich es nicht — denn ich hat­te zwei Babys die mich brauch­ten.

Der Kin­der­wunsch hat mich krank gemacht

Die Erkennt­nis, dass der Kin­der­wunsch mich krank gemacht hat­te und mir selbst jetzt mit die­sen zwei traum­haf­ten Wun­dern im Arm ein­fach alles nahm… Es war ganz und gar uner­träg­lich. War doch mein Wunsch der von jedem nach so einem Weg: glück­lich und dank­bar ange­kom­men sein, alles hin­ter sich las­sen was ein­mal schmerz­te. Ich spür­te die­sen Druck, denn das waren auch die Erwar­tun­gen der ande­ren. Als Mut­ter sahen mich jetzt alle als “Eine von denen die es geschafft hat”…

Dabei fing für mich die här­tes­te Zeit erst an. Für mich war die Tat­sa­che als Mut­ter nicht genie­ßen zu kön­nen was ich erreicht habe, nicht für mei­ne Kin­der da sein zu kön­nen wie ich es woll­te und sie es ver­dient hat­ten, tau­send­mal schlim­mer, als der Weg dahin. Nie­mals hat­te ich mich der­art über­for­dert und ein­sam gefühlt, so weit weg von mir selbst und dem Leben wel­ches ich doch end­lich hat­te. Als stün­de ich neben mir, wil­lens aber unfä­hig den Zustand den ich sah zu ändern.

Hört auf euren Kör­per und die Warn­si­gna­le

Ich wün­sche NIEMANDEM die­se Erfah­run­gen. Ich wün­sche jedem ein sofor­ti­ges Hap­py-End-und-nichts-als-Hap­py-End. Daher möch­te ich ans Herz legen: Hört auf eure kör­per­ei­ge­nen Warn­si­gna­le. Es ist ok, wenn ihr sagt “Ich kann das jetzt nicht mehr!”.

Ihr dürft auch auf­hö­ren zu kämp­fen! Schei­tern ist mög­lich, erlaubt und letzt­end­lich sogar wich­tig, denn es birgt gleich­zei­tig die Chan­ce einen ande­ren, gesün­de­ren Weg ein­schla­gen zu kön­nen. Einen bes­se­ren. Weil er am Ende doch irgend­wie, irgend­wann viel­leicht ein ande­res als jetzt noch gedacht, aber den­noch EUER nicht weni­ger lebens­wer­tes Hap­py End bringt.

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