Wir — mit oder ohne Wunsch­kind

Buch Wunschkind Anna Koppri
Anna Kopp­ri ist Sozi­al­päd­ago­gin, Sys­te­mi­sche Fami­li­en­the­ra­peu­tin und freie Autorin. Sie hat selbst meh­re­re Jah­re des uner­füll­ten Kin­der­wun­sches erlebt und ist jetzt dank­ba­re Mama von zwei klei­nen Söh­nen. In Ihrem neu­en Buch „Wir – mit oder ohne Wunsch­kind“ lässt Anna Kopp­ri Paa­re zu Wort kom­men, die ganz offen von ihren Wegen durch Zei­ten des uner­füll­ten Kin­der­wun­sches erzäh­len.

Unge­wollt kin­der­los: Wenn die­ser Zustand das Leben prägt

Eines haben alle Geschich­ten im Buch „Wir – mit oder ohne Wunsch­kind“ gemein­sam, das Leben der Paa­re ist geprägt von unge­woll­ter Kin­der­lo­sig­keit. Schließ­lich konn­te aber jedes Paar für sich einen kon­struk­ti­ven Umgang damit fin­den. Die einen, indem sie ver­schie­de­ne For­men von Fami­lie gegrün­det haben, die ande­ren als Paar ohne Kin­der.

Ein wei­te­rer Schwer­punkt im Buch: Alle Paa­re füh­len sich dem christ­li­chen Glau­ben zuge­hö­rig, der auf ihrem Kin­der­wunsch-Weg eine wesent­li­che Rol­le spielt.

Neben den per­sön­li­chen Geschich­ten kom­men Exper­ten zu Wort, die medi­zi­ni­sche, the­ra­peu­ti­sche und theo­lo­gi­sche Aspek­te ergän­zen. Auch Anna Kopp­ri erzählt im Buch von ihrem eige­nen Weg. Ger­ne möch­te ich einen Text­aus­zug dar­aus vor­stel­len.

Die gro­ße Sehn­sucht ein­mal Mut­ter zu sein

Mutter werden

Schon seit­dem ich ein klei­nes Mäd­chen war, erfüllt mich die gro­ße Sehn­sucht, ein­mal Mut­ter zu sein. Wenn mich jemand frag­te, was ich vor mei­nem Tod noch erle­ben möch­te, sag­te ich: „Mein eige­nes Kind im Arm hal­ten.“

Ich war schon immer fas­zi­niert von dem Gedan­ken, dass ein Mensch­lein in mir her­an­wächst und ich als Frau die Mög­lich­keit habe, die Grenz­erfah­rung einer Geburt zu erle­ben. Ein Freund nann­te mich manch­mal „die Mut­ter ohne Kind“, weil ich schein­bar eine natür­li­che Müt­ter­lich­keit aus­strah­le, wenn ich mit Kin­dern zusam­men bin.

Wir ver­su­chen mona­te­lang schwan­ger zu wer­den

Jetzt, mit Anfang drei­ßig, ver­su­chen mein Mann und ich schon mona­te­lang, schwan­ger zu wer­den. In unse­ren Flit­ter­wo­chen haben wir noch über­legt, dass es doch schön wäre, wenn das Kind im Som­mer Geburts­tag habe, wes­halb wir ein Jahr nach der Hoch­zeit im Herbst mit der Fami­li­en­pla­nung begin­nen woll­ten.

Doch lang­sam wird mir schmerz­lich bewusst, dass ich die­se ver­meint­li­che Fami­li­en­pla­nung alles ande­re als selbst in der Hand habe. Jeder Zyklus zieht sich schier end­los in die Län­ge, mir kommt es vor, als wür­de ich seit Jah­ren war­ten. Immer wie­der die­se Gefühl­sach­ter­bahn von Hof­fen und War­ten, mei­nen Kör­per ganz genau zu beob­ach­ten, jedes kleins­te Zip­per­lein auf eine mög­li­che Schwan­ger­schaft hin im Inter­net zu recher­chie­ren, und dann, beim Ein­set­zen der Peri­ode, fal­le ich in ein Loch. Ich muss die Hoff­nung für die­sen Monat los­las­sen – wie­der 28 Tage, die sich ver­geb­lich anfüh­len. Mein Kin­der­wunsch bestimmt mitt­ler­wei­le mein gan­zes Den­ken, und inner­lich defi­nie­re ich mich über den emp­fun­de­nen Man­gel.

Wunschkind Zyklus

War­um die und nicht ich?

Die Gesich­ter der glück­lich wir­ken­den Müt­ter mit ihren stolz zur Schau gestell­ten Baby­kut­schen, die mir täg­lich scha­ren­wei­se begeg­nen – selbst schuld, wenn man im kin­der­reichs­ten Stadt­teil Euro­pas wohnt –, ver­zie­hen sich für mich zu gehäs­si­gen Frat­zen. Wort­los schei­nen sie mir zu ver­ste­hen zu geben: Ich habe es geschafft, ich bin Mut­ter. Und du, wer bist du?

Ja, wer bin ich eigent­lich? Habe ich über­haupt eine Lebens­be­rech­ti­gung, ohne mich fort­zu­pflan­zen? Ist es nicht mein Auf­trag, frucht­bar zu sein und mich zu ver­meh­ren? Bin ich eine rich­ti­ge Frau, wenn mein Kör­per das nicht kann? So oder ähn­lich set­zen sich die­se Gedan­ken­ge­spins­te in mir fort, und ich muss mich jedes Mal zwin­gen, da aus­zu­stei­gen.

Wenn ich Teen­ager­müt­tern oder müden, über­for­der­ten Frau­en begeg­ne, die ihre Kin­der unsanft zum Bus zer­ren oder anschrei­en, den­ke ich: War­um die und nicht ich?

In mei­nem Freun­des­kreis sind gefühlt alle schwan­ger oder gera­de Eltern gewor­den. Vor mei­nen eige­nen Bemü­hun­gen konn­te ich mich mit jeder von ihnen freu­en. Jetzt fällt es mir immer schwe­rer, schwan­ge­re Freun­din­nen zu besu­chen oder den Ein­la­dun­gen zu Baby­par­tys nach­zu­kom­men.

Schwangere und Babypartys

Das Buch: Wir — mit oder ohne Wunsch­kind

Bild­quel­len:
Titel­bild: Anna Kopp­ri (Buch­ti­tel)
Girl hol­ding hands with her mother © Can­va
Woman having sto­mach issues © Can­va
Cup­ca­kes for a baby­show­er © Can­va

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